Nordwest-Zeitung

CDU muss schnell Wähler von der AfD zurückgewi­nnen

- VON ANDREAS HERHOLZ, BÜRO BERLIN

FRAGE: Sie fordern, dass die Union künftig auch Regierungs­koalitione­n mit der AfD eingehen soll. Würden die Rechtspopu­listen damit nicht hoffähig?

WINKLER: Ich habe bewusst überspitzt, um die Debatte darüber anzustoßen. Momentan kann ich mir nur schwer eine Zusammenar­beit mit der AfD vorstellen, wenn ich an einige ihrer Führungsle­ute denke. Wenn SPD und Grüne mit der Linksparte­i koalieren, bleibt der Aufschrei aus. In der Linksparte­i gibt es Linksextre­misten, die sich nicht von Gewalt distanzier­en. Die Anhänger der AfD werden dagegen einfach als brauner Mob und Nazis abgetan. In Koalitione­n mit der AfD in den Ländern könnte man die Partei auch entlarven. Dann wird deutlich, dass sie nicht regierungs­fähig sind und außer Protest nicht viel zu bieten haben.

FRAGE: Aber es gibt reihenweis­e rechtsextr­eme Führungsle­ute wie Bernd Höcke, die hetzen und sich der Sprache der Nazis bedienen. Da ist die Zusammenar­beit für Sie kein Problem?

WINKLER: Wenn sich die AfD nicht von völkischen Aussagen distanzier­t, bleibt das ta- bu. In Zukunft müssen wir aber alles daransetze­n, die 20 bis 25 Prozent der Wählerscha­ft der AfD wieder zurückzuge­winnen. Wenn sich alle gegen die AfD stellen und die Partei und ihre Anhänger nur verteufeln, wird das nicht gelingen. Wir müssen die AfD stellen. Wenn es uns nicht gelingt, deren Wähler zurückzuge­winnen, habe ich Angst um den Inneren Frieden in Deutschlan­d.

FRAGE: Was macht die CDU falsch, dass sie eine Landtagswa­hl nach der anderen verliert?

WINKLER: Die CDU hat zu viele ihrer Werte und der klassische­n konservati­ven Positionen aufgegeben. Das reicht von der Energiepol­itik über die Familienpo­litik bis hin zur Flüchtling­spolitik. Viele CDU-Wähler, die heute den „Wahlomat“nutzen, müssen feststelle­n, dass ihre Positionen zu 70 Prozent mit denen der AfD übereinsti­mmen. Die CDU hat sich in den letzten Jahren zu weit nach links bewegt. Jetzt muss sie sich wieder stärker auf ihre klassische­n Grundwerte besinnen. Wir können das mit Angela Merkel schaffen, wenn sie und ihr Umfeld die politische­n und gesellscha­ftlichen Realitäten in Zukunft besser einschätze­n als bisher. „Wir schaffen das“und „Weiter so“reichen nicht mehr aus.

Hermann Winkler (53, CDU) aus dem sächsische­n Grimma ist Mitglied des Europäisch­en Parlaments.

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BILD: DPA

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