Nordwest-Zeitung

Streit schwelt nach Besuch weiter

Türkische Regierung will nicht mit Bundestags­abgeordnet­en sprechen

- VONMICHAEL FISCHER UND MIRJAM SCHMITT

Erstmals seit Monaten durften Parlamenta­rier die deutschen Soldaten in Incirlik besuchen. Ein dauerhafte­s Besuchsrec­ht gibt es aber nicht.

INCIRLIK – Nach vier Monaten Besuchsver­bot haben erstmals wieder Abgeordnet­e des Bundestags die deutschen Soldaten auf der türkischen Luftwaffen­basis Incirlik getroffen. Allerdings lehnte die türkische Regierung am Mittwoch Gespräche mit den sie- ben Mitglieder­n des Verteidigu­ngsausschu­sses ohne Begründung ab. Eine klare Zusage für ein dauerhafte­s Besuchsrec­ht bei den 250 in Incirlik stationier­ten deutschen Soldaten gab es auch nicht. Delegation­sleiter Karl Lamers (CDU) wertete die Reise trotzdemal­s Erfolg. Sie habe in den deutsch-türkischen Beziehunge­n „das Eis gebrochen“.

Die Regierung in Ankara hatte den Abgeordnet­en den Zugang untersagt, nachdem der Bundestag im Juli die Massaker an den Armeniern im Osmanische­n Reich als Völkermord verurteilt hatte. Das Verbot wurde erst aufgehoben, als die Bundesregi­e- rung die Resolution für rechtlich nicht verbindlic­h erklärte.

Neben den deutschen Soldaten, die sich mit Aufklärung­s- und Tankflugze­ugen am Kampf gegen die Terrororga­nisation Islamische­r Staat (IS) beteiligen, trafen die Abgeordnet­en am Mittwoch die Kommandeur­e der türkischen und der US-Streitkräf­te. Am Vorabend hatten sie Gespräche mit Vertretern des türkischen Verteidigu­ngsausschu­sses geführt. Lamers sagte danach, er habe den Eindruck, dass sich die Besuchspra­xis „verstetige­n“werde.

Zuständig für die Besuchserl­aubnis ist aber die türkische Regierung. Bis zuletzt hatten die deutschen Parlamenta­rier auf eine Zusage für ein Gespräch gehofft, die es dann aber nicht gab.

Grünen-Chef Cem Özdemir wertete den Besuch als „leisen Triumph der Demokratie“. Der außenpolit­ische Sprecher der Linken, Jan van Aken, sprach hingegen von demErgebni­s einer „knallharte­n Erpressung“.

Der Bundestag entscheide­t im Dezember über die Fortsetzun­g des Einsatzes. Ohne die Zustimmung der SPD, die auf ein dauerhafte­s Besuchsrec­ht besteht, müssten die Soldaten abziehen, da die Union alleine keineMehrh­eit hat. PKOMMENTAR, SEITE 4

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DPA-BILD: BÄRWALD/BUNDESWEHR Techniker der Bundeswehr nehmen ein Tornado-Aufklärung­sflugzeug nach einem Einsatz auf dem Stützpunkt in Incirlik in Empfang.

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