Chemie-Nobelpreis für winzigste Maschinen
Molekularforscher Jean-Pierre Sauvage, James F. Stoddart und Bernard Feringa geehrt
STOCKHOLM/GRONINGEN – Der Nobelpreis für Chemie geht in diesem Jahr an die Molekülforscher Jean-Pierre Sauvage, James Fraser Stoddart und Bernard Feringa für die Entwicklung von winzigen Maschinen. Sie haben aus nur einigen Molekülen unter anderem eine Art Lift, einen künstlichen Muskel und ein MiniAuto hergestellt. Das teilte die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Mittwochmit. Solche Maschinen könnten künftig für neue Materialien, Sensoren und Energiespeicher verwendet werden.
„Die diesjährigen Preisträger haben extrem kleine Maschinen gebaut und sind in eine neue Dimension der Chemie vorgedrungen“, hieß es von den Juroren. „Sie haben Moleküle entwickelt, deren Bewegungen man kont- rollieren kann und die eine Aufgabe erfüllen, wenn sie die dafür nötige Energie bekommen.“
Nobeljuror Olof Ramström sagte: „Beim Nobelpreis geht es in diesem Jahr um die winzigsten Maschinen der Welt.“ Die künstlichen molekularen Maschinen seien über tausendmal kleiner als der Durchmesser eines Haares, teilte die Akademie mit.
Den ersten Schritt machte der 1944 geborene Franzose Jean-Pierre Sauvage (Universität Straßburg) 1983: Er baute aus Atomen zwei Ringe, die wie Kettenglieder zusammenhängen. Der gebürtige Brite Stoddart (74, USA) entwickelte 1991 molekulare Achsen und zugehörige Ringe, die darauf auf und absteigen können – sogenannte Rotaxane. Der Niederländer Feringa (65) von der Universität Groningen hat als Erster einen molekularen Motor gebaut, der sich kontinuierlich in eine Richtung drehte, 2011 folgte ein Art Nano-Auto mit vier Rädern.
„Die Entwicklungsstufe hier ist ähnlich der zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als viele Forscher zeigten, dass elektrische Maschinen möglich sein könnten“, sagte Nobel-Juror Ramström. „Die drei Nobelpreisträger haben dieses ganze Feld von molekularen Maschinen eröffnet.“Damit habe eine „Revolution“begonnen. „Die Zukunft wird zeigen, wie wir das anwenden können.“
Die Auszeichnung ist mit umgerechnet rund 830000 Euro (8 Millionen Schwedischen Kronen) dotiert.