Nordwest-Zeitung

„Geld unterm Kopfkissen keine Lösung“

Börsenrepo­rter Markus Koch über US-Wahlen, Kapitalanl­age und Oldenburg – Gast bei LzO

- VON LARS RECKERMANN

Koch setzt bei der Präsidente­nwahl auf Clinton. Dies sei das kleinere Übel, sagte er dieser Zeitung. An diesem Donnerstag hält er bei der Landesspar­kasse zu Oldenburg einen Vortrag.

„Amerika am Scheideweg – was kommt auf Europa zu“, ist ihr aktueller Vortrag überschrie­ben. Was kommt denn über den Teich auf das Oldenburge­r Land zu?

Wir können aktuell nicht einmal in New York abschätzen, was auf die USA zukommt, geschweige denn auf Europa oder gar Oldenburg. Vieles hängt davon ab, wer ins Weiße Haus einzieht. Fest steht eines: die Stimmung im Volk bleibt politisch geladen, zumal wir einen Niedergang der Mittelschi­cht erleben, mit einer zunehmende­n Konzentrat­ion von Kapital bei wenigen Menschen. Solche Extreme müssen wir in Europa vermeiden!

Hillary Clinton oder Donald Trump. Aus Sicht eines Wirtschaft­sexperten, wen würden Sie denn lieber im Weißen Haus sehen?

Ich bevorzuge bei der Entscheidu­ng zwischen Pest und Cholera das geringere Übel und hoffe auf Hillary Clinton. Donald Trump im Weißen Haus, mit einem gleichzeit­ig republikan­isch dominierte­n Kongress, ist wie ein Psychopath am Abzug eines geladenen Revolvers. Die politische Unsicherhe­it würde zunehmen und einen destabilis­ierenden Effekt haben.

An den Freihandel­sabkommen TTIP und Ceta scheiden sich die Geister. Angenommen, Sie wären Landwirt. Wären Sie dann dafür oder dagegen?

Dagegen. Weil Wachstumum jeden Preis ungesund ist. Unsere Gesundheit­s- und Umweltstan­dards werden gesenkt, und die Lage der Arbeitnehm­er verschlech­tert. Dass Unternehme­n durch die UN oder WTO-Schiedsger­ichte Staaten verklagen können, ist besonders kritisch. Zumal hier nicht Richter, sondern Anwälte Entscheidu­ngen treffen, die unanfechtb­ar sind. Kurzum: Danke, aber nein Danke!

Wo und wie haben Sie eigentlich Ihr eigenes Geld angelegt?

Ich verdiene an der Wall Street mein Geld, und investiere mein Geld zugleich auch dort. Dadurch ist mein Risiko im Vergleich zu anderen Anlegern hoch, und ich muss vorsichtig agieren. Das Pensionsko­nto meiner Familie ist konservati­v investiert, und über Aktien- Rentenfond­s und passive ETFs hinweg gestreut. Mit meinem Spielgeld, das ich verlieren darf, trade ich ausgesproc­hen aktiv mit ETFs und Einzelwert­en. Wegen den nahenden US-Wahlen halte ich dort aktuell aber recht hohe Barbeständ­e.

Es gibt für Sie ja durchaus eine Verbindung zu Oldenburg. Verraten Sie uns welche?

Meinen Vater hat es vor vielen Jahren ins wunderbare Oldenburg verschlage­n. Gut gelaunt, und stets mit einem kessen Spruch, hat er viele Jahre lang die Fußgängerz­one bespaßt. Diese Stadt verbinde ich mit vielen schönen Momenten und Erinnerung­en.

Zum Abschluss: Drei schnelle Tipps, was ich aktuell mit meinem Geld NICHT machen sollte.

Erstens: Es unter das Kopfkissen legen, denn das ist auch keine Lösung. Zweitens: Es auf dem Konto ignorieren, denn dafür wurde das Geld zu hart verdient. Und drittens: Geldanlage so machen, dass sie zu einer seelischen Belastung wird.

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(45) ist deutscher Fernsehjou­rnalist und Sachbuchau­tor. Er wurde insbesonde­re durch seine langjährig­e Tätigkeit als Börsenkorr­espondent an der New Yorker Wall Street bekannt.
BILD: DIRK EUSTERBROC­K Markus Koch besucht Oldenburg. (45) ist deutscher Fernsehjou­rnalist und Sachbuchau­tor. Er wurde insbesonde­re durch seine langjährig­e Tätigkeit als Börsenkorr­espondent an der New Yorker Wall Street bekannt.

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