Um das Bremer Weserstadion macht der Verband einen Bogen. In Wolfsburg und Rostock sind die Stadien zu klein.
OLDENBURG – Die Angst vor dem Terror ist indirekt der Grund dafür, dass die deutsche Fußball-Nationalmannschaft innerhalb weniger Tage zweimal im Norden antritt. Denn weil am 17. November 2015 das Testspiel der deutschen Elf gegen die Niederlande in Hannover rund eine Stunde vor dem geplanten Anpfiff aus Furcht vor einem Anschlag abgesagt wurde, erhielt die niedersächsische Landeshauptstadt erneut ein Länderspiel. Zunächst tritt der Weltmeister an diesem Samstag (20.45 Uhr/RTL) in Hamburg in einem WM-Qualifikationsspiel gegen Tschechien an, am Dienstag, 11. Oktober (20.45 Uhr/RTL), geht es dann in Hannover – ebenfalls in der WM-Qualifikation – gegen Nordirland.
Die beiden Partien täuschen ein wenig darüber hinweg, dass die deutsche Mannschaft sonst eher selten im Norden gastiert. „Für Qualifikationsspiele zu Europa- oder Weltmeisterschaften sollten die Stadien mindestens 50 000 Plätze haben“, sagt Eugen Gehlenborg aus Garrel (Kreis Cloppenburg), Vizepräsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und Präsident des Norddeutschen Fußball-Verbandes (NordFV): „Und da kommen im Norden nur Hannover und Hamburg infrage.“
In Bremen (42 000 Plätze) könnten daher nur Testspiele stattfinden, wenn der DFB sie dorthin vergeben würde. Denn seit das Land Bremen der Deutschen Fußball Liga (DFL) die zusätzlichen Kosten für Polizeieinsätze bei Risikospielen von Werder Bremen in Rechnung stellt, macht auch der DFB einen Bogen ums Weserstadion. „Solange dieser Streit nicht endgültig geklärt ist, wird es wohl keine Spiele in Bremen geben“, sagt Gehlenborg. Diese Entscheidung sei „aus Solidarität zur DFL“gefällt worden, da die Nationalspieler überwiegend bei deutschen Vereinen unter Vertrag stehen, jenen Clubs also, die unter demDach der DFL in der Bundesliga spielen.
In Bremen war die DFB-Elf in den vergangenen Jahrzehnten zehnmal zu Gast (zuletzt 2012), in Wolfsburg nur ein einziges Mal. Im Juni 2003 siegte Deutschland in einem Testspiel mit 4:1 gegen Kanada. In Rostock spielte die deutsche Elf nach der Wiedervereinigung zweimal, letztmals 2006. Der Grund ist offensichtlich: Die Arenen in Wolfsburg (30 000 Plätze) und Rostock (25 000) sind zu klein, um die Spiele entsprechend vermarkten zu können. Wie nun in Hannover gab es vor Jahren auch in Hamburg schon einmal ein Kom- pensationsgeschäft mit einem Länderspiel. Nachdem Skandal-Schiedsrichter Robert Hoyzer den Hamburger SV im August 2004 im Pokalspiel beim SC Paderborn mit Absicht ausscheiden ließ und der Betrug Anfang 2005 aufflog, vergab der DFB ein Testspiel gegen China nach Hamburg. Der HSV kassierte als StadionEigentümer durch dieses Spiel 1,5 Millionen Euro. Deutschland gewann die schwache Partie am 12. Oktober 2005 mit 1:0, vom kritischen Hamburger Publikum gab es Pfiffe.