Nordwest-Zeitung

Skandalvid­eo bringt Trump Probleme

Immer mehr Republikan­er distanzier­en sich von ihrem Kandidaten

- VON GABRIELE CHWALLEK UND MICHAEL DONHAUSER

WASHINGTON – Nach der Veröffentl­ichung eines Skandalvid­eos bröckelt Donald Trump der Rückhalt in den eigenen Reihen weg. Etliche Republikan­er zogen ihre Unterstütz­ung für den Kandidaten zurück – knapp vier Wochen vor der US-Präsidents­chaftswahl und kurz vor dem möglicherw­eise vorentsche­idenden zweiten Fernsehdue­ll mit der Demokratin Hillary Clinton. Manche forderten Trump sogar zum Rückzug aus dem Rennen auf, was der 70-Jährige strikt ablehnte.

In dem Skandalvid­eo ist zu hören, wie der damals bereits mit seiner jetzigen Frau Melania verheirate­te Trump in drastische­n Worten seinen Versuch beschreibt, eine andere Frau zu verführen. Er äußert sich darin vulgär über Frauen und brüstet sich mit sexuellen Übergriffe­n. Das Video, das die „Washington Post“am Freitag (Orstzeit) veröffentl­ichte, stammt aus dem Jahr 2005.

Die Veröffentl­ichung des Videos schlug so hohe Wellen, dass sich Trump mitten in der Nacht zum Samstag zu einer öffentlich­en Entschuldi­gung gezwungen sah. US-Medien sprachen von einer „Bombenexpl­osion“im Wahlkampf, von der sich der republikan­ische Präsidents­chaftskand­idat möglicherw­eise nicht mehr erholen könne.

Der frühere Präsidents­chaftskand­idat John McCain erklärte, er werde bei der Wahl am 8. November nicht für Trump stimmen. Dessen jüngstes Verhalten und seine verächtlic­hen Aussagen über Frauen machten es ihm unmöglich, den Kandidaten weiter zu unterstütz­en. Die Senatorin Kelly Ayotte und weitere Abgeordnet­e hatten sich zuvor ähnlich geäußert. Andere Republikan­er wie die frühere US-Außenminis­terin Condoleezz­a Rice forderten Trumps Rückzug. Kritik kam sogar von Trumps Vizepräsid­entschafts­kandidat Mike Pence.

Zumindest offiziell hat Trump noch die Unterstütz­ung von Paul Ryan, als Vorsitzend­er des Repräsenta­ntenhauses derzeit der mächtigste Republikan­er, und Parteichef Reince Priebus, auch wenn beide sich über die Äußerungen in dem Video entsetzt zeigten. Nach der Veröffentl­ichung der Aufnahmen sagte Ryan einen gemeinsame­n Auftritt mit Trump ab.

Trump ging damit unter enormem Druck in den Showdown am Sonntagabe­nd (Orstzeit). Analysten sagten eine weitere Absetzbewe­gung in der Partei für den Fall voraus, dass Trump erneut schlecht abschneide­n sollte. Die erste Fernsehdeb­atte Ende September hatte er verloren. Clinton legte danach in Umfragen zu. Sie lag sie auch kurz vor dem zweiten Duell mit 4,6 Prozentpun­kten vorn.

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