Skandalvideo bringt Trump Probleme
Immer mehr Republikaner distanzieren sich von ihrem Kandidaten
WASHINGTON – Nach der Veröffentlichung eines Skandalvideos bröckelt Donald Trump der Rückhalt in den eigenen Reihen weg. Etliche Republikaner zogen ihre Unterstützung für den Kandidaten zurück – knapp vier Wochen vor der US-Präsidentschaftswahl und kurz vor dem möglicherweise vorentscheidenden zweiten Fernsehduell mit der Demokratin Hillary Clinton. Manche forderten Trump sogar zum Rückzug aus dem Rennen auf, was der 70-Jährige strikt ablehnte.
In dem Skandalvideo ist zu hören, wie der damals bereits mit seiner jetzigen Frau Melania verheiratete Trump in drastischen Worten seinen Versuch beschreibt, eine andere Frau zu verführen. Er äußert sich darin vulgär über Frauen und brüstet sich mit sexuellen Übergriffen. Das Video, das die „Washington Post“am Freitag (Orstzeit) veröffentlichte, stammt aus dem Jahr 2005.
Die Veröffentlichung des Videos schlug so hohe Wellen, dass sich Trump mitten in der Nacht zum Samstag zu einer öffentlichen Entschuldigung gezwungen sah. US-Medien sprachen von einer „Bombenexplosion“im Wahlkampf, von der sich der republikanische Präsidentschaftskandidat möglicherweise nicht mehr erholen könne.
Der frühere Präsidentschaftskandidat John McCain erklärte, er werde bei der Wahl am 8. November nicht für Trump stimmen. Dessen jüngstes Verhalten und seine verächtlichen Aussagen über Frauen machten es ihm unmöglich, den Kandidaten weiter zu unterstützen. Die Senatorin Kelly Ayotte und weitere Abgeordnete hatten sich zuvor ähnlich geäußert. Andere Republikaner wie die frühere US-Außenministerin Condoleezza Rice forderten Trumps Rückzug. Kritik kam sogar von Trumps Vizepräsidentschaftskandidat Mike Pence.
Zumindest offiziell hat Trump noch die Unterstützung von Paul Ryan, als Vorsitzender des Repräsentantenhauses derzeit der mächtigste Republikaner, und Parteichef Reince Priebus, auch wenn beide sich über die Äußerungen in dem Video entsetzt zeigten. Nach der Veröffentlichung der Aufnahmen sagte Ryan einen gemeinsamen Auftritt mit Trump ab.
Trump ging damit unter enormem Druck in den Showdown am Sonntagabend (Orstzeit). Analysten sagten eine weitere Absetzbewegung in der Partei für den Fall voraus, dass Trump erneut schlecht abschneiden sollte. Die erste Fernsehdebatte Ende September hatte er verloren. Clinton legte danach in Umfragen zu. Sie lag sie auch kurz vor dem zweiten Duell mit 4,6 Prozentpunkten vorn.