Nordwest-Zeitung

Wo Haustiere in Frieden ruhen

Forstwirt Swen Zöller betreut den ersten Abschiedsw­ald Niedersach­sens

- VON MATTHIAS BRUNNERT UND MARTINA STEFFEN

Hunde, Katzen sowie Hamster und Kanarienvö­gel bekommen eine letzte Ruhestätte. Auf die Gräber werden Bäume gepflanzt.

GÖTTINGERO­DE – Niedersach­sens erster Abschiedsw­ald für Haustiere im Kreis Goslar ist zehn Jahre nach der Eröffnung schon fast ausgelaste­t. Die Landesfors­ten planten deshalb eine Vergrößeru­ng der Fläche in der Nähe des Bad Harzburger Ortsteils Göttingero­de, sagt Sprecher Michael Rudolph. In dem 5000 Quadratmet­er großen „Abschiedsw­ald Goldberg“wurden seit Oktober 2006 insgesamt etwa 700 Tiere beigesetzt. Die kleinen Holzschild­er mit Namen sind über den gesamten Waldboden verteilt. „Polly“, „Lady“, „Blacky“, „Willi“, „Katze Sina“und „Charly“ruhen dort in Frieden.

Viele Besitzer von Haustieren brächten es nicht übers Herz, ihre toten Lieblinge zum Abdecker zu geben, wenn sie selbst keinen geeigneten Platz für die Bestattung haben, sagt Rudolph. Ein Abschiedsw­ald mitten in der Natur sei eine gute Alternativ­e. Swen Zöller bestattet die Tiere seit Eröffnung des Abschiedsw­alds. „Am Anfang war das schwierig, sich darauf einzulasse­n“, sagt der Forstwirt. Die Menschen reagierten sehr unterschie­dlich. „Manche möchten reden, andere trauern still“, berichtet er. Aber dankbar seien alle.

„Ich versuche, die Beerdigung ziemlich locker zu gestalten, damit kommen die meisten am besten zurecht“, erklärt der Forstwirt. Oft dabei ist sein Hund „Bronco“.

Die Beerdigung­en kämen spontan, oft begräbt er die Tiere noch am Todestag. „Wenn Tiere sterben, muss man eben da sein“, sagte er. Das größte Tier, dass Zöller begraben hat, war ein Afghanisch­er Hirtenhund. „Da musste ich noch mal nachschauf­eln, das Grab war zu klein“, erinnert er sich. Die kleinsten Tiere, die hier ihre letzte Ruhestätte gefunden haben, sind Kanarienvö­gel, Hamster, Meerschwei­nchen und sogar eine Ratte.

Auch Hamster Hermine liegt in dem Wald. Eine Familie aus Braunschwe­ig hatte Hermine dort begraben, berichtet Zöller. „Sie waren total glücklich, dass sie den Hamster hier beerdigen konnten, da sie in einem Hochhaus leben und keinen eigenen Garten haben.“

Die meisten Tiere seien in eine Wolldecke oder ein Tuch gehüllt, manche lägen auch in einem Pappkarton. „Wichtig ist, dass das Material biologisch abbaubar ist“, betont Zöller. Wenn sich der Boden nach der Beerdigung gesetzt hat, pflanzt er eine Eiche oder eine Buche auf dem Grab.

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DPA-BILD: STEFFEN Forstwirt Swen Zöller geht in den Abschiedsw­ald Goldberg. Rund 700 Tiere sind im ersten Abschiedsw­ald für Haustiere in Niedersach­sen begraben.

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