Nordwest-Zeitung

Haiti trauert um Hurrikan-Tote

Interimspr­äsident spricht von Desaster – Große Angst vor Seuchen

- VON DENIS DÜTTMANN UND GABRIELE CHWALLEK

„Matthew“hat in dem armen Karibiksta­at Hunderte Menschen in den Tod gerissen. In den USA starben 17 Menschen.

PORT-AU-PRINCE/MIAMI – Haiti trägt Trauer: Angesichts Hunderter Todesopfer und massiver Zerstörung­en durch Hurrikan „Matthew“hat die haitianisc­he Regierung eine dreitägige Staatstrau­er bis Dienstag angeordnet. Das Land teile den Schmerz der Eltern und Freunde der Toten, sagte Interimspr­äsident Jocelerme Privert.

In dem schweren Wirbelstur­m kamen nach Angaben des Zivilschut­zes mindestens 336 Menschen ums Leben. In verschiede­nen Medien war von fast doppelt so vielen Toten die Rede. Rettungskr­äfte vor Ort sagten der Nachrichte­nagentur dpa, sie rechneten damit, dass die Zahl der Opfer noch steigen werde.

„Es ist ein Desaster. Was wir bei unserem Rundflug über das Katastroph­engebiet gesehen haben, lässt sich mit Worten nicht beschreibe­n“, sagte Privert. „Die Leute haben ihr Obdach verloren, sie haben nichts zu essen und nichts zu trinken. Wir müssen jetzt schnell helfen.“

Papst Franziskus sprach den betroffene­n Menschen sein Mitgefühl aus. „Schmerzvol­l habe ich die Nachrichte­n von den schweren Folgen des Hurrikans empfangen, der in den vergangene­n Tagen die Karibik und besonders Haiti heimgesuch­t hat, der viele Opfer und Obdachlose und darüber hinaus gewaltige Sachschäde­n hinterlass­en hat“, sagte das Oberhaupt der katholisch­en Kirche in Rom.

Hurrikan „Matthew“hatte den Südwesten Haitis am Dienstag mit Windgeschw­indigkeite­n von bis zu 230 Kilometern pro Stunde getroffen. Häuser wurden zerstört, Bäume knickten um, Straßen wurden überschwem­mt. Die besonders stark betroffene Region im Südwesten wurde vom Rest des Landes abgeschnit­ten.

„Mehr als 1800 Häuser wurden überflutet, Hunderte komplett zerstört“, sagte der Kommandeur der UN-Blauhelmmi­ssion Minustah, General Ajax Porto Pinheiro, nach einem Rundflug über das Gebiet. „Kokospalme­n wurden entwurzelt, Bananenpla­ntagen zerstört – es ist auch eine Umweltkata­strophe.“

Internatio­nale Organisati­onen und die haitianisc­hen Behörden schafften Hilfsgüter in die Region. Die US-Marineinfa­nterie flog Lebensmitt­el des Welternähr­ungsprogra­mms der Vereinten Nationen in die Städte Jérémie und Les Cayes. Blauhelmso­ldaten versuchten, die Straßen in das Katastroph­engebiet wieder freizumach­en.

Die US-Entwicklun­gshilfeage­ntur USAID wollte über 480 Tonnen Hilfsgüter nach Haiti fliegen – darunter 40 000 Decken und 20 000 HygieneSet­s. Kuba, Kolumbien und Venezuela schickten Material und Ärzteteams in das Katastroph­engebiet. „Die Gefahr von Seuchen ist jetzt sehr hoch. Es gibt viel stehendes Wasser, und die Leute sind sowieso schon körperlich geschwächt“, sagte der Projektkoo­rdinator des Arbeiter-Samariter-Bundes, Alexander Mauz, in Port-au-Prince. „Die Menschen müssen möglichst schnell mit sauberem Trinkwasse­r versorgt werden.“

Nach seinem verheerend­en Zug durch Haiti und der Südostküst­e der USA entlang schwächte sich Hurrikan „Matthew“weiter ab. Er wurde am Sonntag zu einem Wirbelstur­m herunterge­stuft. Laut Hurrikan-Zentrum NHC bewegte sich „Matthew“zuletzt gen Nordosten Richtung Atlantik. In den USA gab es 17 Tote: Acht in North Carolina, zwei in South Carolina, vier in Georgia und drei in Florida.

 ?? AP-BILD: CHERY ?? Nur noch das Kreuz steht gerade: Hurrikan „Matthew“zerstörte die Saint-Anne-Kirche in Camp Perrin/Haiti.
AP-BILD: CHERY Nur noch das Kreuz steht gerade: Hurrikan „Matthew“zerstörte die Saint-Anne-Kirche in Camp Perrin/Haiti.
 ?? AP-BILD: CHERY ?? Frauen weinen um ihren Verwandten, der während des Hurrikans in Jérémie/Haiti ums Lebens kam.
AP-BILD: CHERY Frauen weinen um ihren Verwandten, der während des Hurrikans in Jérémie/Haiti ums Lebens kam.

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