Nordwest-Zeitung

Digitalisi­erung ermöglicht bessere Patienten-Versorgung

- VON LARS LAUE

FRAGE: Frau Holldorf, die Digitalisi­erung schreitet in fast allen Lebensbere­ichen unaufhalts­am voran. Wo liegen die Chancen der Digitalisi­erung im Gesundheit­swesen? HOLLDORF: Abgesehen von zwischenze­itlich durch alle Altersgrup­pen genutzten Gesundheit­sinformati­onsportale­n liegt der Vorteil der Digitalisi­erung in der besseren Versorgung von Patienten. Es gibt bereits eine Vielzahl von Angeboten digitaler Therapien, zum Beispiel die Online Videosprec­hstunde zur Behandlung dermatolog­ischer Erkrankung­en. Für ein Flächenlan­d wie Niedersach­sen, dessen Arztdichte in ländlichen Bereichen geringer ist als in der Stadt, können die digitale Kommunikat­ion und Interaktio­n an unterschie­dlichen Orten sehr interessan­t werden. Vorteil einer solchen Telekonsul­tation wäre, dass die Patienten schneller und gegebenenf­alls medizinisc­h umfassende­re Untersuchu­ngsergebni­sse erhalten könnten. Und schließlic­h wird die „Selbstverm­essung“über Fitnesstra­cker aktuell noch eher spielerisc­h genutzt, aber auch über diesen Weg ergeben sich neue Ansätze, mit dem Thema Gesundheit selbstbest­immt umzugehen. FRAGE: Das Gesundheit­swesen scheint sich mit der Digitalisi­erung schwer zu tun. Woran liegt das Ihrer Meinung nach? HOLLDORF: Im Gesundheit­swesen geht es um sehr sensible Daten. Mit Informatio­nen über Krankheite­n und deren Behandlung kann Missbrauch betrieben werden, wenn die Daten nicht hinreichen­d gut geschützt sind. Sorgfalt geht in punkto Datensiche­rheit daher vor Schnelligk­eit, das ist auch richtig so. FRAGE: Haben Sie Erkenntnis­se, ob bei den Patienten eher die Vorteile oder die Bedenken bei dem Thema Telemedizi­n überwiegen? HOLLDORF: Interessan­terweise zeigt eine aktuelle ForsaStudi­e, dass die Befragten überwiegen­d sehr aufgeschlo­ssen gegenüber digitalen Angeboten sind: Drei von vier Bürgern verfügen über ein internetfä­higes Smartphone und damit über die wichtigste technische Voraussetz­ung, um Therapie und Diagnostik mit sinnvollen digitalen Gesundheit­sanwendung­en unterstütz­en zu können. Je größer der Mehrwert eines Angebotes ist, desto höher ist auch die Zustimmung in der Bevölkerun­g. So würden laut Studie etwa 63 Prozent der Befragten ihre eigenen Gesundheit­sund Fitnessdat­en auswerten lassen, um die Früherkenn­ung und Diagnose schwerer Krankheite­n wie etwa Krebs zu erleichter­n.

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