Kurzfristiger Imageschaden für Tuifly
Tourismusforscher aus Region rechnen nach Flugausfällen nicht mit langfristigen Folgen
Bei der Wahl der Fluglinie werde vor allem auf den Preis geachtet, so die Experten. Die geschäftlichen Aussichten des neuen Ferienfliegers werden skeptisch gesehen.
HANNOVER/WILHELMSHAVEN/ BREMEN – Die vielen Flugausfälle bei der Tuifly führen nach Meinung von Tourismusforschern zu einem kurzfristigen Imageschaden. Derzeit sei der Schaden relativ groß, sagte Rainer Hartmann von der Hochschule Bremen am Samstag. Potenzielle Kunden würden das aber – wie in vielen Bereichen des Tourismus – schnell wieder vergessen. Gerade bei der Wahl von Fluglinien achte man vor allem auf Sicherheit und auf den Preis.
„Ich denke, dass das relativ schnell wieder vergessen sein wird“, sagte Hartmann, der zu Freizeit- und Tourismusmanagement forscht. Das werde aber auch davon abhängen, wie Tuifly mit Menschen umgehe, deren Flüge ausgefallen seien. „Da sehe ich ein gewisses Risiko gerade.“
Tui hatte mitgeteilt, keine Entschädigungen an Passagiere zahlen zu wollen. Er beruft sich auf höhere Gewalt, Reiserechtler zweifeln das an. „Das kommt natürlich nicht so gut“, sagte Hartmann.
Auch der Tourismusforscher Torsten Kirstges hatte die Ankündigung der Tuifly als ungeschickt bewertet. „Da hätte man sich besser bedeckt gehalten“, sagte der Experte der Jade-Hochschule in Wilhelmshaven. Einen langfristigen Imageschaden befürchte er nicht. „Das Gedächtnis der Urlauber ist doch meist sehr kurzfristig.“Auch die fortdauernden wirtschaftlichen Schwierigkeiten beim TuiflyLeasingkunden Air Berlin seien nach seiner Einschätzung noch nicht beim breiten Publikum angekommen.
Bei Tuifly war es über Tage zu Ausfällen und Verspätungen gekommen, weil sich viele Besatzungen krank gemeldet hatten. Vor einer Woche war bekannt geworden, dass Tuifly in eine neue Dachholding unter Führung von Etihad integriert werden soll. Arbeitnehmervertreter befürchteten Jobverluste und kritisierten unkonkrete Infos.
Am Freitagabend war Tui den Forderungen der Arbeitnehmer mit einer mindestens dreijährigen Standort- und Tarifgarantie entgegengekommen. Zudem wurde eine Entscheidung über die geplante Neuordnung auf Mitte November verschoben.
Forscher Kirstges sagte, der soziale Umgang von Fluggesellschaften mit ihren Mitarbeitern habe kaum Auswirkungen auf die Ticket-Kaufentscheidung. „Da schlägt der günstige Preis die Moral und Solidarität mit den betroffenen Mitarbeitern.“
Skeptisch äußerte er sich über die geschäftlichen Aussichten des geplanten neuen Ferienfliegers mit rund 60 Flugzeugen, in dem Tuifly und Teile von Air Berlin aufgehen sollen. Die geplante Gesellschaft stünde kaum besser da als ihre Vorgänger. „Das sind zwei Einbeinige, die jetzt zusammen humpeln wollen.“