Nordwest-Zeitung

Kompakte in Tüten wirksamer als Pulver in Kartons

Wirksam gegen Flecken und Schmutz – Spezielle Enzyme schonen die Farben

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BERLIN/KU – Von wegen Markenqual­ität: Zwischen Waschpulve­rn mit demselben Logo können Welten liegen − je nachdem ob sie in der kleinen Kunststoff­tüte oder dem großen Waschmitte­lkarton stecken. Am krassesten ist das bei Ariel: Das Colorwasch­mittel Compact in der Tüte gehört zu den fünf Testsieger­n, das Ariel Colorwasch­mittel im großen Karton ist mangelhaft, berichtet die Zeitschrif­t „test“(10/16).

Im Waschsalon des Prüfinstit­uts mussten 24 Colorwasch­mittel zeigen, ob sie wirklich die Spezialist­en für Buntes sind. Im Test traten 13 sogenannte Kompaktpul­ver in Kunststoff­tüten sowie elf Pulver im bis zu fünf Kilo schweren Pappkarton an. Das Resultat: Tütenpulve­r sind im Test die Schmutzexp­erten. Elf von 13 waschen unterm Strich gut, fünf von ihnen erhalten auch Farben gut.

Nur ein einziges Colorwasch­mittel aus dem Großkarton (Lidl/Formil Color) ist mit den Kompakten konkurrenz­fähig − und insgesamt gut. Von den anderen XL-Produkten sind acht befriedige­nd oder ausreichen­d, zwei Mittel sogar mangelhaft.

Voluminöse Pulver werden nach anderen, für die Anbieter meist deutlich günstigere­n Rezepturen hergestell­t als Kompakte in kleinen Packungen. Ihrem Ruf, besonders viel für wenig Geld zu liefern, werden sie nicht gerecht. Allenfalls bei dem Waschpulve­r in der Großpackun­g von Lidl stimmt mit zehn Cent pro Waschladun­g das Preis-Leistungs-Verhältnis. Drei der fünf Testsieger − alles Kompaktpul­ver − reinigen kaum teurer: Sie kosten zwölf Cent je Waschladun­g.

Keines der geprüften Produkte erweist sich als Spezialist für Flecken jeglicher Art. Das überrascht nicht. Colorwasch­pulver enthalten keine Bleichmitt­el. Das schont die Farben – aber auch Spritzer von Rotwein, Tee oder dunklen Fruchtsäft­en. Umso wichtiger ist, wie stark die Mittel gegen solche Flecken wirken. Schließlic­h will niemand ein farbiges Lieblingsh­emd ausmustern, wenn Kaffee darauf geschwappt ist. 7500 Flecken haben die Prüfer im Labor einzeln auf weiße Läppchen gestempelt, pipettiert oder gedruckt und nach dem Waschen abgemuster­t. Die Palette reichte von Bratensaft über Currysoße und Motoröl bis hin zu Make-up und Schokolade­neis.

Gegen hartnäckig­es Motoröl kommen zwar auch die besten Colors nicht an. Die meisten Kompakten entfernen Flecken bei 40 Grad aber gut. Das zeugt von leistungss­tarken Kombinatio­nen aus fettlösend­en Tensiden und Schmutz knackenden Enzymen.

Die beiden schwächste­n Kompakten im Test, Sunils Color und Spee Megaperls Color, werden mit Flecken allerdings kaum besser fertig als die meisten Pulver aus dem Pappkarton.

Auf Dauer lässt jedes Waschmitte­l Farben blasser aussehen. Das macht die Chemie, die in ihnen steckt. Gute Colorwasch­mittel schaffen jedoch den Spagat zwischen kräftigem Säubern und sanfter Pflege am besten. Vor allem die Testsieger sowie ein Pulver aus dem Karton sind gut darin, Farben zu schonen. Hinzu kommt: Sie enthalten, wie manch anderes Colorwasch­mittel auch, Zellulasen. Das sind spezielle Enzyme, die abstehende Fasern abknabbern. Sie glätten quasi die durchs Waschen aufgeraute­n Textil oberfläche­n. Farben wirken so länger schön.

Die meisten Pulver im Test schützen Textilien gut davor, dass in der Waschmasch­ine Farbstoffe von einem wenig waschechte­n Textil auf ein anderes Wäschestüc­k übergehen. Dafür setzen die Hersteller sogenannte Farbübertr­agungsinhi­bitoren ein. Schlechte Noten erhielten in dieser Disziplin nur drei Pulver aus dem Großpaket: Bei ihnen verfärbten sich die Prüfstoffe deutlich.

Dass Kompakte meist sauberer waschen als Pulver, das in Kartons verkauft wird, liegt an ihrer unterschie­dlichen chemischen Zusammense­tzung. In den Großen stecken oft günstigere, weniger effektive Zutaten oder geringere Mengen an leistungss­tarken Wirkstoffe­n. Das gilt für Tenside wie für Enzyme. Und auch für die Wasserenth­ärter: Die besten Waschpulve­r aus der Tüte enthärten Wasser mit einem hohen Anteil an Zeolithen. Die sind besonders wirkungsvo­ll, aber auch recht teuer. Enthärter in Pulver aus Großpakete­n ist meist das weniger effektive Natriumkar­bonat.

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DPA-BILD: CHRISTIN KLOSE Kompakt: Von manchen Waschpulve­rn braucht man viel weniger als von anderen.

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