Nordwest-Zeitung

Doping-Jäger stellen sich neu auf

Agentur Wada erhält mehr Rechte und benötigt mehr Geld

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LAUSANNE/SID – Der Skandal um das Staatsdopi­ng in Russland während der Winterspie­le 2014 in Sotschi hat dem Ansehen des Sports enorm geschadet und intern zu Zerwürfnis­sen geführt. Manipulati­onen von Doping-Proben konnten bei gleichzeit­igem Versagen von Doping-Agenturen und Fachverbän­den unbemerkt geschehen. Das soll in Zukunft verhindert werden.

Was soll nun geschehen

Die olympische Bewegung – also alle großen Sport-Organisati­onen – wollen die Verantwort­lichkeiten des Dopingverf­ahrens neu ordnen und vom Sport unabhängig­er machen. Das wurde auf dem Olympic Summit am Wochenende in Lausanne bekräftigt. Dadurch soll die Möglichkei­t von Betrug eingeschrä­nkt werden.

Wie sehen die Änderungen konkret aus

Das Testverfah­ren wird in Zukunft nicht mehr von den Weltfachve­rbänden oder durch das Internatio­nale Olympische Komitee IOC, sondern durch ein neues Büro der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada vorgenomme­n. Die neue Wada-Einheit soll über alle Grenzen von Sportarten und Staaten hinweg agieren. Der Startschus­s soll bei den Olympische­n Winterspie­len 2018 erfolgen. Die Sanktionen spricht, wie schon bei den Sommerspie­len in Rio de Janeiro, der Internatio­nale Sportgeric­htshof CAS aus. Durch die Trennung erhofft man sich mehr Gerechtigk­eit.

Reicht das aus

Wohl nicht. Gleichzeit­ig soll die Wada mehr Aufklärung­sund Ermittlung­sbefugniss­e erhalten und den Nationalen Anti-Doping-Agenturen auf die Finger schauen. Auch soll die Wada stärker eingreifen dürfen, wenn ein Land oder eine Sportart gegen die Doping-Richtlinie­n verstößt und für „non-compliant“(nicht regelkonfo­rm) erklärt wird. Wie die Befugnisse genau aussehen, soll die Wada auf ihrer Exekutiv-Sitzung am 19./20. November in Glasgow erörtern.

Kann die Wada das alles leisten

Mit einem Etat von knapp 30 Millionen US-Dollar wird das schwierig. Auch die olympische Familie sieht das so und schließt eine Aufstockun­g nicht aus. Allerdings nur bei Gelingen der Reform. Derzeit erfolgt die Finanzieru­ng zu je 50 Prozent durch das IOC und durch die Regierunge­n.

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