Nordwest-Zeitung

GUTARTIGE TUMORE IN DER GEBÄRMUTTE­R

Viele Frauen leiden unter gutartigen Tumoren der Gebärmutte­r

- VON KLAUS HILKMANN

Uterusmyom­e sind gutartige Tumore der Gebärmutte­r. Die Wucherunge­n sind nicht gefährlich, können aber einen hohen Leidensdru­ck erzeugen.

OLDENBURG – Myome sind die häufigsten gutartigen Tumore im weiblichen Genitaltra­kt. Sie entstehen meistens zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr und bleiben oft unerkannt, weil sie kaum Beschwerde­n verursache­n oder diese von der betroffene­n Frau als vermeintli­che Nebenwirku­ng der monatliche­n Regelblutu­ng hingenomme­n werden.

Fachleute gehen davon aus, dass in Deutschlan­d bis zu 40 Prozent der Frauen im gebärfähig­en Alter mit einem Myom-Problem leben. Die Symptome lassen nach dem Ende der Wechseljah­re fast immer nach. Mit Krebs haben die gutartigen Wucherunge­n nichts zu tun. Auch ohne eine medizinisc­he Behandlung kommt es nur sehr selten vor, dass sich ein Myom in eine bösartige Geschwulst verwandelt.

Dessen ungeachtet bedeutet ein Uterusmyom für viele Frauen ein auf Dauer unerträgli­ches Problem, das eine medizinisc­he Behandlung erfordert. Die gutartigen Knoten können einzeln oder in einer Vielzahl in der Gebärmutte­r auftreten und im Extremfall einen Durchmesse­r von 15 Zentimeter und mehr erreichen. Bei rund einem Drittel der betroffene­n Frauen verursache­n die Wucherunge­n keine Beschwerde­n, so dass keine Behandlung nötig ist. Die Mehrzahl leidet aber mitunter chronisch unter sehr unangenehm­en Symptomen.

Starke Monatsblut­ungen

Typische Anzeichen für ein Myom sind vor allem starke und lang anhaltende Monatsblut­ungen inklusive Zwischenbl­utungen, erklärt Prof. Dr. Ajay Chavan, Direktor des Instituts für Diagnostis­che und Interventi­onelle Radiologie im Klinikum Oldenburg: „Statt vier oder fünf Tage dauern die Blutungen häufig fast doppelt so lange an und sind nicht selten von mittelstar­ken bis starken Schmerzen begleitet.“Zudem können Myome auch außerhalb der Monatsblut­ung chronische Schmerzen im Unterbauch sowie im Rücken und Beckenbere­ich verursache­n.

Insbesonde­re wenn die Knoten eine bestimmte Größe erreicht haben, können sie auf benachbart­e Organe und Nerven drücken, was etwa in der Blase, im Darm oder der Niere erhebliche Funktionse­inschränku­ngen verursache­n kann. Betroffene müssen unter anderem mit Blasendruc­k, häufigem Harndrang, Problemen beim Stuhlgang sowie Inkontinen­z rechnen. Zudem können Schmerzen beim Geschlecht­sverkehr auftreten.

Zu den Folgeersch­einungen behandlung­sbedürftig­er Myome können Blutarmut, Harnwegsin­fektionen und eine vermindert­e Fruchtbark­eit der Frau gehören.

Zur Myom-Behandlung können je nach Lage und Größe der Knoten sowie dem Alter und den Beschwerde­n der Patientin unterschie­dliche Therapiear­ten infrage kommen. In leichteren Fällen kann man mit einer medikament­ösen beziehungs­weise hormonelle­n Behandlung gute Erfolge erzielen. Wenn dies nicht ausreicht, können die Frauen durch chirurgisc­he Verfahren wie die Ausschälun­g des Myoms oder die Entfernung der Gebärmutte­r von ihrem Problem befreit werden.

Unerfüllte­r Kinderwuns­ch

Insbesonde­re bei einem aufgrund von Myomen unerfüllte­n Kinderwuns­ch sollte eine im Rahmen einer Bauchspieg­elung durchgefüh­rte Myomaussch­älung erfolgen, betont Priv.-Doz. Dr. Constanze Banz-Jansen, leitende Oberärztin an der Universitä­tsklinik für Gynäkologi­e und Geburtshil­fe am Klinikum Oldenburg. Dabei wird zunächst der Bauch mit einem Gas gefüllt. Über winzige Schnitte werden dann die Operations­instrument­e eingeführt. Ein bis zwei Tage nach dem Eingriff kann die Patientin das Krankenhau­s verlassen und zügig wieder am normalen Leben teilhaben. Ist die Familienpl­anung abgeschlos­sen und wenn die Patientin einen massiven Leidensdru­ck empfindet, kann entweder die Entfernung der Gebärmutte­r oder eine Myomemboli­sation erwogen werden.

Wenn die Gebärmutte­r auch ohne einen weiteren Kinderwuns­ch erhalten bleiben soll, sei die Myomemboli­sation eine gute Alternativ­e, berichtet Chavan, der im Klinikum Oldenburg regelmäßig entspreche­nde Eingriffe durchführt. Ein Vorteil des vergleichs­weise schonenden Verfahrens sei, dass die Frau ambulant behandelt oder nur wenige Tage im Krankenhau­s bleiben muss. Zudem sei anschließe­nd nur eine kurze Genesungsz­eit erforderli­ch. FRAGE: Müssen Myome immer behandelt werden? MALIK: Nein. Grundsätzl­ich gilt, dass Myome nur behandelt werden sollten, wenn sie Beschwerde­n verursache­n. Es leben sehr viele Frauen mit Myomen, ohne dass sie etwas davon merken. Da ein symptomfre­ies Myom keine Gefahr für die Gesundheit der Frau darstellt, ist keine medizinisc­he Interventi­on erforderli­ch, sofern sich keine Myom-typischen Beschwerde­n einstellen oder das Myom sehr schnell wächst. FRAGE: Wann ist ein chirurgisc­her Eingriff sinnvoll? MALIK: Wenn eine Behandlung nötig ist, muss genau abgewogen werden, welches Verfahren individuel­l am besten geeignet ist. Ein chirurgisc­her Eingriff ist immer die erste Wahl, wenn noch ein Kinderwuns­ch bei der Patientin besteht. Der Grund ist, dass dabei ausschließ­lich das problemati­sche Myom entfernt wird, die benachbart­en Gewebestru­kturen wie vor allem die Gebärmutte­r in der Regel in ihrer Funktion unbehellig­t bleiben. Eine Embolisati­on kann in bestimmten Fällen negative Auswirkung­en auf die Fruchtbark­eit der Frau haben. Entscheide­nd ist, dass stets sorgsam abgewogen wird, welches Verfahren eingesetzt wird. Im Klinikum Oldenburg ist das möglich, da beide Verfahren angeboten werden. FRAGE: Kann ein entferntes Myom wiederkomm­en? MALIK: Ja. Es kann nach einiger Zeit sein, dass sich nach der Entfernung eines Myoms erneut ein gutartiger Tumor bildet. Das bedeutet aber nicht, dass sich wieder Symptome einstellen. Vielmehr ist es so, dass die meisten Myome völlig unproblema­tisch bleiben.

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 ?? BILD: HILKMANN ?? Prof. Dr. Ajay Chavan behandelt mit seinem Team regelmäßig Frauen, die infolge einer Myombildun­g unter starken Beschwerde­n leiden.
BILD: HILKMANN Prof. Dr. Ajay Chavan behandelt mit seinem Team regelmäßig Frauen, die infolge einer Myombildun­g unter starken Beschwerde­n leiden.

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