Dunkle Stunde
Es war zweifelsohne eine der dunkelsten Stunden der amerikanischen Politik, die Millionen TV-Zuschauer am Sonntagabend erdulden mussten. Donald Trump nannte seine Gegnerin eine „Hexe“, die er ins Gefängnis bringen würde. Hillary Clinton brandmarkte ihren Kontrahenten als rassistischen Lügner, der das gesellschaftliche Klima im Land vergifte.
Die zweite von drei TV-Debatten war die befürchtete Schlammschlacht, bei der Respekt, Sachlichkeit und ein fairer Umgang miteinander nicht den Hauch einer Chance hatten. Wie tief die Feindseligkeit zwischen den Lagern sitzt, zeigte schon die gegenseitige Verweigerung eines Handschlags zu Debattenbeginn.
Nach diesen niveaulosen 90 Minuten einen der beiden Kandidaten als Gewinner zu bezeichnen, wäre eine Farce. An diesem Abend gab es nur Verlierer – darunter auch die politische Diskussionskultur.
Donald Trumps Absicht war dabei klar: mit hemmungslosen Attacken der Gegnerin, aber vor allem den Republikanern zeigen, dass er nach den skandalösen Aussagen zu seinem sexistischen Umgang mit Frauen nicht angeschlagen in den Seilen hängt. Den harten Kern der Konservativen, die nichts mehr hassen als Familie Clinton, dürfte er mit den frontalen Salven beruhigt haben. Auch wirkte Trump fachkundiger, konzentrierter und präziser als im ersten Duell, das er klar verloren hatte.
Die an Angriffspunkten nicht arme Hillary Clinton war hingegen zumeist in der Defensive. Doch reicht das für Trump aus, um die Absetzbewegung in der eigenen Partei zu stoppen, die sich seit dem Skandalvideo eingestellt hat? Längst sind die schweren charakterlichen Mängel des Baulöwen offenkundig geworden, der es sich dennoch anmaßt, die Weltmacht USA künftig führen zu wollen. Eine Vorstellung, die auch aus deutscher Sicht weiter erschauern lassen muss.