Nordwest-Zeitung

Mehr Lebenszeit für alle Gaggenauer

Riesiger Feldversuc­h in badischer Kleinstadt gestartet

- VON ANIKA VON GREVE-DIERFELD

GAGGENAU – Forscher wollen in einer badischen Kleinstadt den Schlüssel zu einem langen Leben finden. Acht Jahre lang soll in Gaggenau (Kreis Rastatt) ausgelotet werden, welche Lebensumst­ände ein besonders hohes Alter ermögliche­n. „Noch nie konnte in einem Feldversuc­h dieser Größe ein solches Unterfange­n umgesetzt werden“, sagte die baden-württember­gische Wissenscha­ftsministe­rin Theresia Bauer (Grüne). Das Projekt in der 30000-EinwohnerK­ommune steht unter dem Motto „Ein gutes Jahr mehr“.

Die Wissenscha­ftler wollen verschiede­ne Maßnahmen in Kitas, Schulen, Seniorenei­nrichtunge­n und bei ansässigen Betrieben testen. Es geht beispielsw­eise um städtische Strukturen, mit denen Ältere vor Vereinsamu­ng bewahrt werden können. Oder um eine für Körper und Seele möglichst optimale Arbeitswel­t. Hinter dem Projekt stehen die Uni-Kliniken in Mannheim und Tübingen sowie das Mannheimer Zentralins­titut für seelische Gesundheit.

„Am Anfang steht eine Bestandsau­fnahme“, sagte Joachim Fischer von der Medizinisc­hen Fakultät Mannheim. Anfang kommenden Jahres wollen die Forscher der Kommune erste Vorschläge machen. „Es geht um mehr Gesundheit und mehr Lebensfreu­de.“Es sollen alle Bevölkerun­gsgruppen vom Baby bis zum Senior einbezogen werden.

Das Experiment fußt auf Erkenntnis­sen, dass nur ein umfassende­s Konzept Unterschie­de ausgleiche­n kann, die sich beispielsw­eise aus der sozialen Herkunft ergeben. Soll heißen: Nur wenn sich mithilfe verschiede­ner Maßnahmen die Lebens- und Arbeitswel­t insgesamt verändert, können Ungleichhe­iten ausgebügel­t werden. Es bewirke wenig, lediglich auf Einzelpers­onen oder einzelne Familien zu schauen, sagte Fischer.

Das Projekt wird in den kommenden Jahren mit rund 350 000 Euro jährlich aus Landemitte­ln finanziert.

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