Nordwest-Zeitung

„Tamme war mein allerbeste­r Freund“

Was der Böseler Bauer Peter Gorke an Fernseh-Star Hanken am meisten vermissen wird

- VON TOBIAS SCHWERDTFE­GER

Ein Schwein namens Schnitzel hat aus den beiden Männern die besten Freunde gemacht. Zusammen reisten sie sogar bis in die Mongolei.

BÖSEL/FILSUM – Immer, wenn der Knochenbre­cher, der XXLOstfrie­se, der Fernsehsta­r, einfach mal nur der Tamme sein wollte, dann hat er zum Telefon gegriffen und Peter Gorke in Bösel angerufen.

„Peter, lass uns mal Pferde gucken“, hat Hanken dann gesagt. So wie neulich. Da sind sie in die Wesermarsc­h gefahren. Er, der Fernsehsta­r, und sein bester Freund, der Landwirt Peter Gorke aus dem Landkreis Cloppenbur­g.

„Wir haben uns alles erzählt“, sagt Gorke, „alles.“Er kämpft mit den Tränen. „Pass auf dich auf“, habe er seinem Freund Tamme bei einem der letzten Telefonate noch geraten. Vergebens. Hanken starb am Montag an Herzversag­en. Er wurde gerade einmal 56 Jahre alt.

Zigtausend­e Fans des bulligen Ostfriesen mit den sanften Riesenhänd­en sind schockiert. Als Gorke erfährt, dass sein Freund nie wiederkomm­en wird, bricht für ihn eine Welt zusammen. „So einen Menschen gibt es nur einmal“, sagt er voller Wehmut.

Zwei Mal die Woche haben die beiden Männer mindestens miteinande­r telefonier­t. Seit fast zwanzig Jahren kennen sie sich schon.

Als Hanken und seine Frau eine Sau geschenkt bekommen, die partout keine Ferkel bekommen will, greift der Ostfriese zum Hörer. „Du musst mir mal helfen“, sagt Hanken. Gorke hilft. Eine Hormonther­apie macht aus Schwein Schnitzel eine Ferkel-Mama. Seitdem sind Gorke und Hanken nicht mehr zu trennen.

Im Juli sind sie noch zusammen in der Mongolei gewesen. Hanken hat unter anderem dort für seine TV-Sendung gedreht. Seinen Freund Peter wollte er dabei haben. „Er hat mir gesagt, ich soll mir eine Reise aus dem Dreh-Programm aussuchen“, sagt Gorke. Und da er noch nie in der Mongolei gewesen ist, packt er bald darauf seine Koffer.

Manche hätten über Tamme Hanken gesagt, er sei ein Scharlatan. Einer, der sich für die Kameras verstellt. Oder, dass das im Fernsehen, wie er da mit zwei Griffen aus lahmen Gäulen anmutig trabende Pferde macht, gestellt ist. Gorke kann nicht begreifen, wie jemand sowas sagen kann. Er habe sich nie verstellt. Vor der Kamera nicht. Und vor ihm nicht. Raue Schale. „Und ein ganz, ganz weicher Kern.“

An einem Juli-Abend in der Mongolei läuft Gorke vor Hanken her. Plötzlich sagt der zu ihm: „Peter, dir tut doch der Nacken schon wieder weh.“Gorke ist perplex. „Ich hatte wirklich tierische Nackenschm­erzen.“Woher er das wusste? Am Gang habe Hanken das erkannt. „Was soll ich sagen? Er hat mir zwei mal an den Kopf gepackt. Gedreht. Dann war alles wieder gut“, erinnert sich der Böseler.

In Menschen habe Hanken wie in einem offenen Buch gelesen, sagt der Landwirt. So wie in ihm. „Du hast doch was Peter“, hat Hanken dann gesagt. Hinterher rückt Gorke immer direkt mit der Sprache raus, wenn ihn etwas bedrückt. „Es hatte ja doch keinen Sinn, etwas vor ihm zu verstecken.“

Hanken, der Mann mit dem großen Herzen, plante gerade ein großes Fest, verrät Gorke. Auf dem Hof in Filsum. Um allen einmal Danke zu sagen. Jetzt müssen sie ihm Danke sagen. Und Auf Wiedersehe­n. So, wie sein bester Freund Peter Gorke.

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BILD: PRIVAT Tierische Freunde: Tamme Hanken (links) und Peter Gorke in der Wesermarsc­h.

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