Piqué verliert die Lust aufs Nationalteam
Spaniens Abwehrstar hört nach WM 2018 auf – Ständige Kritik an Verhalten
MADRID – Eigentlich müsste Gerard Piqué in Spanien als Fußball-Legende gefeiert werden: 2010 wurde er mit der Nationalelf Weltmeister, 2012 Europameister, und zusammen mit wenigen anderen hält der 29-Jährige mit vier Titeln den Rekord für die meisten Champions-League-Siege.
Stattdessen gibt es immer wieder Buh-Rufe und Pfiffe, wenn der 1,92-Meter-Mann den Platz betritt. Grund: Der aus Barcelona stammende Innenverteidiger setzt sich offen für die Unabhängigkeit seiner Heimatregion Katalonien von Spanien ein. Nach einem weiteren Aufschrei der Empörung hat Piqué nun die Konsequenzen gezogen: Nach der WM 2018 will er nicht mehr für das Nationalteam antreten.
Was war passiert? Beim WM-Qualifikationsspiel in Albanien am Sonntagabend, das Spanien 2:0 gewann, soll Piqué die Ärmel seines Trikots angeblich so manipuliert haben, dass die spanischen Nationalfarben nicht mehr sichtbar waren. Dies behaupteten böse Zungen. „Ich bin diese Kritik leid. Was heute passiert ist, war nur ein weiteres Beispiel dafür“, erklärte der Freund von Popsängerin Shakira resigniert. „Auch, wenn ich nach der WM in Russland erst 31 Jahre alt sein werde, werde ich zurücktreten.“
Allerdings sei dies keine spontane Entscheidung gewesen, sagte Piqué, der seit 2008 beim FC Barcelona unter Vertrag steht. „Ich habe darüber länger nachgedacht. Ich habe immer alles für Spanien gegeben, aber einige Leute wollen mich nicht im Team.“Dass der Verband ihn am Montag in Schutz nahm und eine Erklärung für die fehlende gelbrote Farbe auf dem Trikot abgab, konnte den verärgerten Spieler, der seit 2009 insgesamt 85 Länderspiele bestritten hat, nicht umstimmen.
„Der Verband möchte klarstellen, dass das Trikot nur in seiner kurzärmeligen Version die Nationalfarben beinhaltet und nicht in der langärmligen Version, die Piqué bei dem Spiel getragen hat“, hieß es in einer Mitteilung.
Piqué ist ein erklärter Anhänger der Separatistenbewegung in Katalonien. Die Regionalregierung setzt sich vehement für eine Trennung von Spanien ein, was aber die Zentralregierung in Madrid verhindern will.
Derweil gab es für die Spanier und Real Madrid einen Rückschlag. Abwehrstar Sergio Ramos hat sich in Albanien am Knie verletzt und fällt möglicherweise bis zu sechs Wochen aus. Nach Angaben seines Clubs vom Montag hat sich der 30-Jährige das innere Seitenband am linken Knie verstaucht.