Das große Glück ist mit den Jungen
Kinder und Jugendliche sind mit Sportangeboten zufrieden, mit dem WLAN-Angebot aber nicht
Nur Osnabrück kann in der Gesamtbewertung mithalten. Von der lokalen Politik scheinen junge Menschen hingegen weniger begeistert.
OLDENBURG – Ein Eis mit Sahne! Heimlich mit der Taschenlampe unter der Bettdecke lesen! Eine Höhle aus Decken! Wahres Glück kann doch so einfach zu haben sein. Vor allem in Oldenburg, schenkt man dem „Glüxtest“des Landesjugendrings Glauben. Der allerdings stellte bei 2100 jungen Menschen in Niedersachsen nicht nur besagte kleine Glücksmomente in den Fokus, sondern sogleich die Stadtpolitik in Frage. Wie zufrieden ist die neue Generation mit Jugendtreffs? Wie mit Sportangeboten, mit Bus und Bahn? Wie sehr werden eigene Wünsche von der Politik ernstgenommen? Fragen über Fragen, deren Beantwortung unterm Strich eines verdeutlicht: Kinder und Jugendliche dieser Stadt sind sehr zufrieden. Um nicht zu sagen: Oldenburgs junge Menschen sind die glücklichsten in Niedersachsen – von Osnabrück und freiem WLAN-Zugang in der Öffentlichkeit einmal abgesehen.
Denn in der Endabrechnung liegen beide Städte mit der Gesamtnote 2,3 gleichauf an der Spitze; der fehlende Zugang ins Internet aber sorgt bei den Befragten in Oldenburg ganz offenbar für Frust: eine 4,1 gibt’s nur dafür. Und das, obwohl auf den Rathaustreppen doch tagtäglich und -nächtlich junge Leute sitzen und sich im Netz herumtreiben. „Zum Glück“ist dies die mit Abstand schlechteste Bewertung (in Schulnoten). Mit dem Rest können Verwaltung und Politik allerdings ganz zufrieden sein. Beispiele?
Mit der Durchschnittsnote 1,9 vermerken die Kinder und Jugendlichen, wie gern sie in der Stadt leben. Eine 2,2 weist die Zufriedenheit mit den Sportangeboten der Vereine, Schwimmbädern oder Bolzplätzen aus.
Jugendverbände und Jugendgruppen erhalten eine 2,4, Diskotheken, Konzerte, Kinos, Theater und – Obacht! – Kneipen eine 2,5. Dann wäre da noch die 2,7 für öffentliche Verkehrsmittel und noch eine durchaus gute 2,8 für offene Treffs wie Skateranlagen, Jugendzentren oder -clubs. Sprich: Alles, was Spaß macht, bringt beste Noten – das macht im Schnitt eine 2,5 für den weiten Bereich Freizeitgestaltung. Da kann nur noch Hannover mithalten.
So weit, so gut. Hinterfragen sollten erwachsene Entscheider allerdings ihre Arbeit im Bereich Beteiligung. Da sind die Kinder nämlich frustriert – keine gute Basis für die künftige Wählerschaft: Nur eine 3,8 gibt es da fürs Gefühl, mit den eigenen Wünschen von der Politik ernstgenommen zu werden. Dass junge Menschen an kommunalpolitischen Entscheidungsprozessen ausreichend beteiligt werden, scheint auch nicht selbstverständlich: Hier gibt es lediglich eine 3,6. Und das Engagement der Politik vor Ort, die Ausbildungs- und Arbeitsplatzsituation für junge Menschen zu verbessern, wird auch nur mit einer 3,4 quittiert. Immerhin: Versorgung, Situation und baulicher Zustand der Schulen erhalten eine 3,1. Das ist im wahrsten Sinne befriedigend. Aber eben nicht gut.
Gleiches gilt für den Themenbereich „Jugendfreundlichkeit“. Die „Menschen in der Schule“erhalten dafür eine erwartbare 2,6, die „Menschen auf der Straße“aber nur eine 3,1. Überdies: Durchschnittlich – nicht mehr, nicht weniger und damit auch nicht wirklich gut – wurde die Frage beantwortet, wie oft Kinder im letzten halben Jahr erleben mussten, dass Freunde wegen ihrer Herkunft, Religion, politischen Einstellung, sexuellen Orientierung oder körperlichen wie geistigen Fähigkeiten diskriminiert wurden: 2,3. Bedeutet laut Fragebogen: 1 bis 3 Mal haben sie es schon erlebt, also 1 bis 3 Mal zu oft. Und damit sollte sich Oldenburg nun wirklich nicht zufrieden geben.
Davon abgesehen: Unsere Bilder zeigen neun gute Gründe, weshalb junge Leute in Oldenburg glücklich sein können und sollten – oder?