„Am besten drei Mahlzeiten“
INTERVIEW Ernährungsberaterin Christiane Reck aus Oldenburg räumt mit einigen Irrtümern auf und gibt wertvolle Tipps.
Frage: Brauchen Senioren eine grundlegend andere Ernährung als jüngere Menschen?
Reck: Im Prinzip nicht, das stelle ich immer wieder fest. Natürlich sollte man hier auf einige Dinge stärker achten, aber eigentlich benötigen sie, beispielsweise, wie jeder andere Mensch auch regelmäßige Essenszeiten. Ich empfehle allerdings nicht die üblichen fünf Mahlzeiten pro Tag, sondern lediglich drei. Das gilt für jede Altersstufe und hat zur Folge, dass der Blutzuckerspiegel nicht mehrmals am Tag in die Höhe gejagt wird. Für den Stoffwechsel ist dies sehr positiv. Daher sollte man auch auf kleine Zwischenmahlzeiten verzichten. Obst sollte besser als Nachtisch genossen werden und somit ein Bestandteil des Mahls sein.
Frage: Und wie sieht es mit dem Trinken aus? Reck: Es gibt da so eine Faustregel: Bis 50 Jahre braucht der Mensch 35 ml/kg, ab 50 nur noch 30 ml Wasser am Tag. Herz- und Nierenkranke brauchen oft noch weniger Wasser, das muss aber der behandelnde Arzt entscheiden. In der Chinesischen Medizin spricht man übrigens davon, dass im Alter die Säfte nachlassen, daher auch der geringere Wasserbedarf. Am besten eignet sich stilles Wasser, da das kohlensäurehaltige den Magen dehnt und so zu Sodbrennen führen kann. Gegen Übersäuerung hilft übrigens ein spezieller Basentrank. Sehr gut ist es, ein Glas mit warmem Wasser vor kaltem Rohkostessen zu trinken, damit der Magen nicht erschrickt.
Frage: Magenprobleme nehmen leider mit fortgeschrittenem Alter zu. Sollte man nun nur noch gekochte Speisen essen?
Reck: Schwerverdauliches wie Rohkost sollte in Maßen genossen werden, da der Magen nun manchmal Probleme bereitet. Aufgrund der weniger gut arbeitenden Organe wird weniger verdauungsfördernde Säure produziert, so
dass es beispielsweise
schneller zu Verdauungsstörungen wie Durchfall oder Verstopfungen kommen kann. Gleiches gilt für die nachlassende Enzymbildung. Um dem entgegenzuwirken, kann man beispielsweise gut zu Nahrungsergänzungsmitteln greifen. Dieser Mangel an Enzymen ist übrigens häufig ein Grund dafür, dass ältere Menschen oft weniger oder gar keinen Hunger haben.
Frage: Salz sollte man möglichst wenig zu sich nehmen, heißt es ja im Allgemeinen. Was ist dran an dieser alten Weisheit ? Reck: Es geht dabei in erster Linie um Bluthochdruckpatienten. Studien haben allerdings ergeben, dass nur etwa zehn Prozent von ihnen auf verstärkten Salzkonsum reagieren. Und das auch nur in Bezug auf Speisesalz. Was viele immer wieder vergessen: Der Mensch braucht Salz! Er besteht ja zu 50 bis 70 Prozent aus Wasser,
und das ist Salzwasser. Das muss natürlich immer wieder zugeführt werden, da wir beispielsweise einiges davon (salzig!) ausschwitzen oder (salzig!) pinkeln, während wir Süßwasser trinken. Gesund ist Meersalz, das man zum Essen (mehrmals am Tag) zu sich nehmen sollte, gern auch mal gelöst in warmem Wasser. Es fördert übrigens auch die Verdauung. Und wer Probleme mit dem Trinken hat, der wird dadurch durstig.
Frage: Auch das Cholesterin ist ja ein wichtiges Thema…
Reck: Zumeist hängt ein gesundheitsschädigender, zu hoher Cholesterinwert kaum vom Essen ab. Daher ist es auch nicht schädlich, Eier zu essen. Das darin enthaltene „gute“Cholesterin (HDL) hat keine schädigende Wirkung. Ein bis zwei Eier pro Woche sind also bedenkenlos, auch weil es sich dabei um gute Eiweißlieferanten handelt, die für den Muskelerhalt sehr wichtig sind.
MEIN TIPP: Mit dem Alter gehen häufig auch Schluckbeschwerden einher, beispielsweise weil die Muskulatur im Rachenraum nachgelassen hat. Damit es aufgrund dieser Beschwerden nicht zu einer Mangelernährung kommt, kann man gerne häufiger zu einem eher flüssigen Smoothie greifen. Einfach die gewünschten Zutaten pürieren, fertig ist eine gesunde und schmackhafte Mahlzeit.