Merkel warnt die Afrikaner
Flucht übers Meer lebensgefährlich – Gebäude eingeweiht
Die Kanzlerin würdigte die afrikanischen Staaten. Diese nähmen viele Flüchtlinge auf.
ADDIS ABEBA – Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat vor falschen Vorstellungen vieler Afrikaner bei einer Flucht über das Mittelmeer gewarnt und zugleich Europas Verantwortung für den Kontinent betont. Oft nähmen besonders junge Menschen „einen lebensgefährlichen Weg in Kauf, ohne zu wissen, was sie erwartet und ob sie überhaupt bleiben können“, sagte Merkel am Dienstag bei der Afrikanischen Union in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba. Das beste Rezept gegen Flucht und Terrorgefahr sei eine nachhaltige Entwicklung. Merkel sprach anlässlich der Eröffnung eines von Deutschland mit 30 Millionen Euro finanzierten Gebäudes für den Sicherheitsrat der Afrikanischen Union.
Die Kanzlerin bekräftigte, Afrikas Wohl sei im Interesse Deutschlands und Europas. Menschenhandel über das Mittelmeer müsse aufhören. „Wir können und dürfen nicht hinnehmen, dass Schlepperbanden mit dem Leben anderer spielen“, sagte Merkel. Sie würdigte, dass afrikanische Staaten trotz aller Entwicklungsprobleme den Großteil der Flüchtlinge auf dem Kontinent aufnehmen. Allein Äthiopien beherbergt nach Angaben von Ministerpräsident Hailemariam Desalegn fast 780 000 Menschen.
Merkel warb für stabilere staatliche Strukturen, um Terrorgruppen in Afrika den Boden zu entziehen. Dies sei wichtig, um Rückzugsorte zu beseitigen.
Bei einem Treffen mit dem äthiopischen Ministerpräsidenten mahnte die Kanzlerin mehr gesellschaftliche Pluralität in dem ostafrikanischen Land an. „Es bedarf in einer Demokratie einer Opposition, die eine Stimme hat.“
Die Opposition in Berlin forderte von der Bundeskanzlerin, der Regierung in Addis Abeba klarzumachen, dass Wirtschaftswachstum nur zusammen mit Demokratie zu dauerhafter Stabilität führen könne, erklärte der außenpolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Omid Nouripour. Die Linke forderte, Merkel müsse ihren „Kuschelkurs“gegenüber der autokratischen Regierung aufgeben.