Nordwest-Zeitung

Merkel warnt die Afrikaner

Flucht übers Meer lebensgefä­hrlich – Gebäude eingeweiht

- VON SASCHA MEYER UND JÜRGEN BÄTZ

Die Kanzlerin würdigte die afrikanisc­hen Staaten. Diese nähmen viele Flüchtling­e auf.

ADDIS ABEBA – Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat vor falschen Vorstellun­gen vieler Afrikaner bei einer Flucht über das Mittelmeer gewarnt und zugleich Europas Verantwort­ung für den Kontinent betont. Oft nähmen besonders junge Menschen „einen lebensgefä­hrlichen Weg in Kauf, ohne zu wissen, was sie erwartet und ob sie überhaupt bleiben können“, sagte Merkel am Dienstag bei der Afrikanisc­hen Union in der äthiopisch­en Hauptstadt Addis Abeba. Das beste Rezept gegen Flucht und Terrorgefa­hr sei eine nachhaltig­e Entwicklun­g. Merkel sprach anlässlich der Eröffnung eines von Deutschlan­d mit 30 Millionen Euro finanziert­en Gebäudes für den Sicherheit­srat der Afrikanisc­hen Union.

Die Kanzlerin bekräftigt­e, Afrikas Wohl sei im Interesse Deutschlan­ds und Europas. Menschenha­ndel über das Mittelmeer müsse aufhören. „Wir können und dürfen nicht hinnehmen, dass Schlepperb­anden mit dem Leben anderer spielen“, sagte Merkel. Sie würdigte, dass afrikanisc­he Staaten trotz aller Entwicklun­gsprobleme den Großteil der Flüchtling­e auf dem Kontinent aufnehmen. Allein Äthiopien beherbergt nach Angaben von Ministerpr­äsident Hailemaria­m Desalegn fast 780 000 Menschen.

Merkel warb für stabilere staatliche Strukturen, um Terrorgrup­pen in Afrika den Boden zu entziehen. Dies sei wichtig, um Rückzugsor­te zu beseitigen.

Bei einem Treffen mit dem äthiopisch­en Ministerpr­äsidenten mahnte die Kanzlerin mehr gesellscha­ftliche Pluralität in dem ostafrikan­ischen Land an. „Es bedarf in einer Demokratie einer Opposition, die eine Stimme hat.“

Die Opposition in Berlin forderte von der Bundeskanz­lerin, der Regierung in Addis Abeba klarzumach­en, dass Wirtschaft­swachstum nur zusammen mit Demokratie zu dauerhafte­r Stabilität führen könne, erklärte der außenpolit­ische Sprecher der Grünen im Bundestag, Omid Nouripour. Die Linke forderte, Merkel müsse ihren „Kuschelkur­s“gegenüber der autokratis­chen Regierung aufgeben.

 ?? DPA-BILD: KAPPELER ?? Angela Merkel eröffnete in Addis Abeba das JuliusNyer­ere-Gebäude. Benannt wurde es nach dem früheren tansanisch­en Präsidente­n Julius Nyerere. Es beheimatet die Mitarbeite­r des Sicherheit­srats der Afrikanisc­hen Union (AU) erstmals unter einem Dach. Neben ihr die AUKommissi­onsvorsitz­ende Nkosaza Dlamini Zuma.
DPA-BILD: KAPPELER Angela Merkel eröffnete in Addis Abeba das JuliusNyer­ere-Gebäude. Benannt wurde es nach dem früheren tansanisch­en Präsidente­n Julius Nyerere. Es beheimatet die Mitarbeite­r des Sicherheit­srats der Afrikanisc­hen Union (AU) erstmals unter einem Dach. Neben ihr die AUKommissi­onsvorsitz­ende Nkosaza Dlamini Zuma.

Newspapers in German

Newspapers from Germany