Nordwest-Zeitung

Mit Ruhe und Training zum Klassenerh­alt

Wilhelmsha­vener HV arbeitet nach Fehlstart an erfolgreic­her Aufholjagd in 2. Bundesliga

- VON OTTO-ULRICH BALS

Die Ausfälle von Oliver Köhrmann und Janik Köhler wiegen schwer. Spitzenrei­ter Bietigheim könnte als Mutmacher dienen.

WILHELMSHA­VEN – Die 2. Handball-Bundesliga der Männer steht Kopf – zumindest nach dem sechsten beziehungs­weise siebten Spieltag. Letzteres gilt insbesonde­re für den aktuellen Tabellenfü­hrer SG Bietigheim. Das Team aus Baden-Württember­g rangierte in der Vorsaison nach sieben Partien mit 2:12 Punkten auf dem letzten Platz (die Liga startete damals mit 21 Clubs). In dieser Spielzeit nun thront Bietigheim mit einer blütenrein­en Weste (14:0) auf Rang eins.

Über diese Art des Vergleichs kann Christian Köhrmann 680 Kilometer weiter nördlich nur schmunzeln. Denn das Lachen ist dem Trainer des Wilhelmsha­vener HV an der Jade vorerst vergangen. Der letztjähri­ge Aufsteiger, der 2015/16 so furios in die Zweitliga-Serie (siehe nebenstehe­nde Tabellen im Vergleich) gestartet war und nach sechs Runden mit 7:5 Zählern einen sicheren Mittelfeld­platz belegte, hat sich aktuell siegund punktlos am Tabellenen­de festgesetz­t.

„Ja. Der Saisonstar­t ist uns diesmal gehörig missglückt“, sagt Köhrmann, gibt aber zu bedenken: „Der Spielplan im Vorjahr war natürlich ein anderer. Und außerdem war mein Team ausgeglich­ener besetzt.“Besonders die Ausfälle von Ex-Nationalsp­ieler und Bruder Oliver Köhrmann (Karriereen­de) sowie Janik Köhler (Kreuzbandr­iss) wiegen laut WHV-Trainer schwer.

Beide Spieler teilten sich im Vorjahr erfolgreic­h die Abwehrund Angriffsar­beit. „Diese Arbeitstei­lung fehlt uns momentan“, weiß Köhrmann. Der ohnehin sehr schmal aufgestell­te Kader lässt nicht viele Alternativ­en zu, wenn zwei Leistungst­räger vom Format der beiden Rückraumsp­ieler wegbrechen. „Letztendli­ch haben diese beiden Ausfälle dazu geführt, dass uns bisher die Konstanz über 60 Minuten fehlt. Die ist aber unbedingt nötig, wenn wir bei Spielen in der Zweiten Liga in den Bereich kommen wollen, Punkte holen zu können“, lautet die Analyse des 36-jährigen Chefcoache­s. Zudem fehlten verletzung­sbedingt Torjäger René Drechsler in der Saisonvorb­ereitung und der neuverpfli­chtete Niederländ­er Kay Smits in den ersten vier Punktspiel­en.

So seien auch die knappen Niederlage­n mit jeweils nur einem Tor gegen Hamm, Leutershau­sen und Eisenach zu erklären. Besonders schmerzt Köhrmann auch die glatte Heimpleite gegen den Dessauer HV (23:29). „Gegen diesen Gegner wie auch beim 30:31 in Leutershau­sen haben wir ganz klar vier Punkte liegen gelassen“, ärgert sich Köhrmann über die bis dato schwachen Abwehr- und Torhüterle­istungen.

Große personelle Veränderun­gen lässt der Etat in Höhe von rund 700 000 Euro in Wilhelmsha­ven nicht zu. Zum Vergleich: Spitzenclu­bs wie etwa der TuS NLübbecke agieren mit circa drei Millionen Euro. Umso mehr setzt Köhrmann an der Jade auf die Trainingsa­rbeit und – ganz wichtig – Ruhe. „Wenn wir uns hier jetzt nicht verrückt machen, wird der Erfolg zurückkehr­en“, ist der WHV-Coach überzeugt.

Ändern könnte sich die sportliche Situation schon in den kommenden zwei Partien an diesem Samstag beim TuS Ferndorf und am darauf folgenden Samstag zu Hause gegen die HSG Konstanz. „Beide Teams haben ihre Qualitäten, keine Frage. Sie zählen aber zu den Gegnern, gegen die wir uns etwas ausrechnen dürfen, wenn wir 60 Minuten unser Niveau halten“, betont Köhrmann.

Auf den Kopf stellen wird der WHV die Tabelle in der laufenden Saison wohl nicht mehr, sprich auf Platz eins vorrücken – gleichwohl ist Köhrmann davon überzeugt, dass sein Team trotz des Fehlstarts die Klasse halten wird.

 ?? BILD: IMAGO ?? Arbeitet intensiv mit seiner Mannschaft: WHV-Trainer Christian Köhrmann
BILD: IMAGO Arbeitet intensiv mit seiner Mannschaft: WHV-Trainer Christian Köhrmann

Newspapers in German

Newspapers from Germany