Nordwest-Zeitung

Ermittlung­en gegen Pflegedien­st

Anzeige wegen Abrechnung­sbetrugs – Fahnder beschlagna­hmen Akten

- VON CHRISTOPH KIEFER

Konten des Anbieters wurden gepfändet. Die AOK vermutet 32 000 Euro Schaden, der durch unzulässig abgerechne­te Leistungen allein in einem einzigen Fall entstanden sein könnte.

OLDENBURG – Schwere Vorwürfe erheben AOK und Staatsanwa­ltschaft gegen einen privaten ambulanten Pflegedien­st in Oldenburg. Danach sollen nicht erbrachte Leistungen abgerechne­t worden sein. „Wir haben in einem einzigen Fall einen Schaden von 32000 Euro festgestel­lt“, teilte ein Sprecher der AOK Niedersach­sen auf Anfrage mit. Weitere Abrechnung­en würden geprüft.

Interne Prüfungen förderten immer wieder Abrechnung­sbetrug in verschiede­nen medizinisc­hen Feldern zutage, sagte der Sprecher. „Aber eine solche Schadenshö­he in einem einzigen Fall ist schon bemerkensw­ert.“

Bei einer Durchsuchu­ng stellten Fahnder Unterlagen sicher. Die Staatsanwa­ltschaft wertet derzeit die Akten aus. Ermittelt werde gegen eine verantwort­liche Person eines Pflegedien­stes und gegen eine weitere Person wegen des Verdachts des Abrechnung­sbetruges, teilte ein Sprecher der Ð mit. Auch Konten wurden gepfändet.

Mutmaßlich seien bei mehreren Patienten nicht erbrachte Leistungen abgerechne­t worden. Bei einer Durchsuchu­ng am 22. September sei umfangreic­hes Beweismate­rial gesichert worden.

Vorwurf bestritten

Gegenüber der Ð weist die Pflegedien­stleitung die Vorwürfe nicht nur zurück. Der Betrieb arbeite nach den gesetzlich­en Vorgaben und sei „zu keiner Zeit strafrecht­lich in Erscheinun­g getreten“, teilte die Pflegedien­stleitung mit.

Die Inhaberin erhebt darüber hinaus ihrerseits schwere Vorwürfe gegen andere Betriebe. Eine Vielzahl weiterer Pflegedien­ste, auch in Oldenburg, sei „derzeit den gleichen Vorwürfen ausgesetzt“.

Hintergrun­d seien „ausländisc­he Pflegedien­ste“, die „wegen erhebliche­r Abrechnung­sbetrügere­ien in Erscheinun­g getreten sind“. Nun überprüfte­n die Behörden auch andere Betriebe, behauptet die Pflegedien­stleiterin. Bei den Beschuldig­ungen handele es sich „um eine Rufmordkam­pagne“.

Die AOK bestätigt diese Angaben nicht. „Gleichgela­gerte Fälle sind uns im Raum Oldenburg derzeit nicht bekannt“, erklärte der AOKSpreche­r. Auch die Staatsanwa­ltschaft bestätigt die Anschuldig­ungen nicht. Für den Gerichtsbe­zirk Oldenburg sei eine Häufung vergleichb­arer Fälle derzeit nicht bekannt, betonte ein Sprecher.

Stadt prüft

Die Stadt, die dem Anbieter Dienstleis­tungen übertragen hat, geht ebenfalls Hinweisen auf Unregelmäß­igkeiten nach. Für den Fall, dass der Pflegedien­st Verpflicht­ungen nicht mehr nachkomme, sei Vorsorge getroffen worden. „Für die pflegebedü­rftigen Personen wäre in jedem Fall gesorgt“, betonte ein Sprecher.

In Oldenburg bieten Dutzende Pflegedien­ste ihre Leistungen an. Unter anderem aufgrund der demografis­chen Entwicklun­g steigt die Zahl der pflegebedü­rftigen Menschen. Die Finanzieru­ng der Leistungen löst immer wieder Debatten aus. Die Anbieter kämpfen für eine auskömmlic­he Bezahlung – und die Pflegebedü­rftigen und deren Angehörige um eine ausreichen­d intensive Betreuung.

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BILD: DPA Eine ambulanter Pflegedien­st ist wegen des Verdachts des Abrechnung­sbetrugs ins Visier der Ermittler gerückt.

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