Büsche verdrängen Schilf an Teichen
Sportfischerverein klagt über schlechte Angelmöglichkeiten – Agendagruppe „Wasser“wird aktiv
Der Wandel geschieht schleichend. Die Stadtverwaltung sieht sich nicht in der Pflicht.
EVERSTEN – Die Stadt ändert ihr Aussehen, das bringt der Lauf der Zeit so mit sich. Häuser werden abgerissen, auf dem Grundstück ein neues gebaut, Straßen entstehen, Bäume werden gefällt und neue gepflanzt. Diese Veränderung fällt auf, oftmals regt sich Protest, wenn sich etwas schlagartig verändert, ein klassizistisches Haus wie jetzt in der Achternstraße abgerissen wird.
Doch es gibt auch schleichende Veränderungsprozesse, die erst ins Auge fallen, wenn man zwei Fotos nebeneinanderlegt – wie die Aufnahmen von der Tonkuhle in Eversten beispielsweise. Die eine stammt aus dem Jahr 1970 und zeigt zwei Jungs in ihren Schlauchbooten (im Vordergrund der Autor dieses Berichts). Das zweite ist jetzt entstanden und dokumentiert, dass sich das Bild der Tonkuhle sehr gewandelt hat. Wo einst Schilf und Rohrkolben einen Lebensraum für seltene Libellen boten, wuchern heute Büsche.
Laub verfault im Wasser
Überhaupt ist der Schilfgürtel, der den Teich umgab, vollständig verschwunden. Büsche haben ihren Platz eingenommen, deren Laub im Herbst ins Wasser fällt, versinkt und auf dem Grund eine faulige Masse bildet. Sehr zum Leidwesen der Angler. „Die Tonkuhle in Eversten ist in naher Zukunft zugewachsen und kann von Anglern kaum noch genutzt werden. Auch Spaziergänger können sich bald nicht mehr bei ihrem Rundgang um den See an einen Blick auf die Wasserfläche erfreuen“, schätzt Wolfgang Werner vom Sportfischerverein Oldenburg die Situation ein. Dabei habe der Verein der Stadt Hilfe angeboten. Die Verwaltung erlaube aber nicht, die Sträucher zu beschneiden. Werner: „Es ist wirklich sehr schwierig die Stadt von der Notwendigkeit zu überzeugen, Bäume, Sträucher oder sonstige Gewächse in ,ihre Schranken’ zu weisen, um Sonne und Wind an den See zu lassen.“Dabei wäre der Sportfischerverein durchaus bereit, so er es denn darf, zusammen mit der Stadt und dem Umweltamt über Änderungen und Verbesserungen an der Tonkuhle sowie an anderen Gewässern der Stadt nachzudenken, um aktiv zu werden.
Das dürfte auch Günter Brüning von der Agendagruppe „Wasser“freuen, der zusammen mit Vertretern vom OOWV, Bürgerverein und Anliegern den deutlich flacheren Gartentorteich besichtigt hatte. Die Schlammschicht ist dort zwei Meter dick, ergab eine Untersuchung, das Wasser steht nur noch 50 Zentimeter darüber – was übrigens auf die Funktion als Regenrückhaltebecken keine Auswirkungen hat. Gefunden wurde auch eine etwa 15 Zentimeter dicke schwarze Schicht aus organischem Material, unter der sich mit brennbaren Faulgasen versetzter Sand befindet. Ronald Säger von der Agendagruppe hat eine Tiefenkarte der Oldenburger Teiche erstellt, die demnächst den zuständigen Gremien überreicht wird. Seit 2011 ist die Entschlammung der Regenrückhaltungen ein Arbeitsfeld der Agendagruppe.
Die Veränderungen an der Tonkuhle sind der Verwaltung durchaus bekannt. „Dort findet eine ,Sukzession’ statt, also die Entwicklung von Vegetationsbeständen, die aufeinander aufbauen bzw. einander ablösen“, schreibt Stadtsprecher Reinhard Schenke.
Diese Sukzession habe den Rand des Gewässers und die Insel in eine „Baum- und Strauchwüste“verwandelt. Breitere Schilfflächen seien zwar wünschenswert als zusätzlicher Lebensraum und schön für das Landschaftsbild. Aber hierfür bedürfe es eines Rahmens, der sich einerseits von der Natur her anders entwickelt habe, andererseits bedeuten würde, dass die Stadt erheblich pflegerisch eingreifen müsste.
Nicht zu leisten
Schenke: „Das können und wollen wir aber nicht leisten.“Das Freistellen größerer Uferbereiche, um eine Voraussetzung für Schilfbewuchs zu eröffnen, sei nicht im Sinne der Stadt (die Tonkuhle ist Landschaftsschutzgebiet). Gleichwohl würden immer wieder punktuell Sichtachsen freigestellt. Zugangsstellen für die Angler seien ausreichend vorhanden, widerspricht Schenke den Sportfischern.