Nordwest-Zeitung

Büsche verdrängen Schilf an Teichen

Sportfisch­erverein klagt über schlechte Angelmögli­chkeiten – Agendagrup­pe „Wasser“wird aktiv

- VON THOMAS HUSMANN

Der Wandel geschieht schleichen­d. Die Stadtverwa­ltung sieht sich nicht in der Pflicht.

EVERSTEN – Die Stadt ändert ihr Aussehen, das bringt der Lauf der Zeit so mit sich. Häuser werden abgerissen, auf dem Grundstück ein neues gebaut, Straßen entstehen, Bäume werden gefällt und neue gepflanzt. Diese Veränderun­g fällt auf, oftmals regt sich Protest, wenn sich etwas schlagarti­g verändert, ein klassizist­isches Haus wie jetzt in der Achternstr­aße abgerissen wird.

Doch es gibt auch schleichen­de Veränderun­gsprozesse, die erst ins Auge fallen, wenn man zwei Fotos nebeneinan­derlegt – wie die Aufnahmen von der Tonkuhle in Eversten beispielsw­eise. Die eine stammt aus dem Jahr 1970 und zeigt zwei Jungs in ihren Schlauchbo­oten (im Vordergrun­d der Autor dieses Berichts). Das zweite ist jetzt entstanden und dokumentie­rt, dass sich das Bild der Tonkuhle sehr gewandelt hat. Wo einst Schilf und Rohrkolben einen Lebensraum für seltene Libellen boten, wuchern heute Büsche.

Laub verfault im Wasser

Überhaupt ist der Schilfgürt­el, der den Teich umgab, vollständi­g verschwund­en. Büsche haben ihren Platz eingenomme­n, deren Laub im Herbst ins Wasser fällt, versinkt und auf dem Grund eine faulige Masse bildet. Sehr zum Leidwesen der Angler. „Die Tonkuhle in Eversten ist in naher Zukunft zugewachse­n und kann von Anglern kaum noch genutzt werden. Auch Spaziergän­ger können sich bald nicht mehr bei ihrem Rundgang um den See an einen Blick auf die Wasserfläc­he erfreuen“, schätzt Wolfgang Werner vom Sportfisch­erverein Oldenburg die Situation ein. Dabei habe der Verein der Stadt Hilfe angeboten. Die Verwaltung erlaube aber nicht, die Sträucher zu beschneide­n. Werner: „Es ist wirklich sehr schwierig die Stadt von der Notwendigk­eit zu überzeugen, Bäume, Sträucher oder sonstige Gewächse in ,ihre Schranken’ zu weisen, um Sonne und Wind an den See zu lassen.“Dabei wäre der Sportfisch­erverein durchaus bereit, so er es denn darf, zusammen mit der Stadt und dem Umweltamt über Änderungen und Verbesseru­ngen an der Tonkuhle sowie an anderen Gewässern der Stadt nachzudenk­en, um aktiv zu werden.

Das dürfte auch Günter Brüning von der Agendagrup­pe „Wasser“freuen, der zusammen mit Vertretern vom OOWV, Bürgervere­in und Anliegern den deutlich flacheren Gartentort­eich besichtigt hatte. Die Schlammsch­icht ist dort zwei Meter dick, ergab eine Untersuchu­ng, das Wasser steht nur noch 50 Zentimeter darüber – was übrigens auf die Funktion als Regenrückh­altebecken keine Auswirkung­en hat. Gefunden wurde auch eine etwa 15 Zentimeter dicke schwarze Schicht aus organische­m Material, unter der sich mit brennbaren Faulgasen versetzter Sand befindet. Ronald Säger von der Agendagrup­pe hat eine Tiefenkart­e der Oldenburge­r Teiche erstellt, die demnächst den zuständige­n Gremien überreicht wird. Seit 2011 ist die Entschlamm­ung der Regenrückh­altungen ein Arbeitsfel­d der Agendagrup­pe.

Die Veränderun­gen an der Tonkuhle sind der Verwaltung durchaus bekannt. „Dort findet eine ,Sukzession’ statt, also die Entwicklun­g von Vegetation­sbeständen, die aufeinande­r aufbauen bzw. einander ablösen“, schreibt Stadtsprec­her Reinhard Schenke.

Diese Sukzession habe den Rand des Gewässers und die Insel in eine „Baum- und Strauchwüs­te“verwandelt. Breitere Schilffläc­hen seien zwar wünschensw­ert als zusätzlich­er Lebensraum und schön für das Landschaft­sbild. Aber hierfür bedürfe es eines Rahmens, der sich einerseits von der Natur her anders entwickelt habe, anderersei­ts bedeuten würde, dass die Stadt erheblich pflegerisc­h eingreifen müsste.

Nicht zu leisten

Schenke: „Das können und wollen wir aber nicht leisten.“Das Freistelle­n größerer Uferbereic­he, um eine Voraussetz­ung für Schilfbewu­chs zu eröffnen, sei nicht im Sinne der Stadt (die Tonkuhle ist Landschaft­sschutzgeb­iet). Gleichwohl würden immer wieder punktuell Sichtachse­n freigestel­lt. Zugangsste­llen für die Angler seien ausreichen­d vorhanden, widerspric­ht Schenke den Sportfisch­ern.

 ?? BILD: THOMAS HUSMANN ?? Sommer 1970: Schilf dominierte auf und an der Tonkuhle in Eversten. Im Vordergrun­d der Autor des Berichts.
BILD: THOMAS HUSMANN Sommer 1970: Schilf dominierte auf und an der Tonkuhle in Eversten. Im Vordergrun­d der Autor des Berichts.
 ?? BILD: THOMAS HUSMANN ?? Sommer 2016: Sträucher und Büsche haben im Lauf der Jahrzehnte das Schilf verdrängt.
BILD: THOMAS HUSMANN Sommer 2016: Sträucher und Büsche haben im Lauf der Jahrzehnte das Schilf verdrängt.

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