Nordwest-Zeitung

Erst brachte Hurrikan „Matthew“Tod und Verwüstung – vor allem in Haiti. Nun zieht ein weiterer Wirbelstur­m auf die Bermuda-Inseln zu. Haiti zittert vor der Cholera

Weltgesund­heitsorgan­isation schickt eine Million Impfdosen

- VON DENIS DÜTTMANN

PORT-AU-PRINCE/WASHINGTON – Eine Woche nach dem schweren Hurrikan „Matthew“in Haiti zeigt sich das ganze Ausmaß der Zerstörung. Nach Angaben des Zivilschut­zes kamen 473 Menschen ums Leben. Rettungskr­äfte vor Ort sagten, die Zahl der Todesopfer werde voraussich­tlich noch steigen. 1,4 Millionen Menschen in dem bitterarme­n Karibiksta­at brauchen dringend Hilfe.

USAID flog 480 Tonnen Hilfsgüter – vor allem Lebensmitt­el, Wasser und Hygieneart­ikel – in die Region, aus Frankreich trafen zwei Transportf­lugzeuge mit Rettungskr­äften und Material ein.

In der Stadt Jérémie sei fast jedes Haus zerstört, die Menschen hätten nichts zu essen, berichtete Holly Frew von der Hilfsorgan­isation Care am Mittwoch. „Die Hilfsgüter kommen langsam an, aber die Verteilung ist eine riesige logistisch­e Herausford­erung.“

„Es gibt hier Dörfer, die lassen sich nur per Helikopter oder Boot erreichen“, sagte Alexander Mauz vom Arbeiter-Samariter-Bund am Mittwoch nach einem Besuch im Südwesten des Landes. „Die Menschen sind verzweifel­t. Auch eine Woche nach dem Sturm ist bei ihnen noch keine Hilfe angekommen.“

In Haiti bereitet den Rettungskr­äften vor allem die Cholera-Gefahr Sorgen. Bei einer Epidemie nach dem schweren Erdbeben dort im Jahr 2010 waren mehr als 8500 Menschen an Cholera gestorben. „Allein im Department Grand’Anse gibt es bereits 279 Fälle“, sagte Frew. „Mindestens zehn Menschen sind schon gestorben.“

Die Durchfalle­rkrankung Cholera wird vor allem durch verschmutz­tes Trinkwasse­r ausgelöst. „Das Wasser hier ist hochgradig kontaminie­rt, weil Latrinen zerstört und sogar ganze Friedhöfe überschwem­mt wurden“, sagte Oliver Müller, Leiter von Caritas Internatio­nal.

Die Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) schickte eine Million Impfdosen gegen Cholera in das Katastroph­engebiet. „Das Wichtigste ist aber, die Menschen mit sauberem Trinkwasse­r zu versorgen und die Abwasseren­tsorgung zu verbessern“, sagte Experte Dominique Legros.

Die Bewohner der Bermuda-Inseln im Atlantik wappneten sich derweil gegen Hurrikan „Nicole“. Das Auge des Sturms sollte sich in der Nacht zum Donnerstag (Ortszeit) der Inselgrupp­e östlich der US-Küste nähern. In den USA wurde deswegen ein Versorgung­sflug des Raumfracht­ers „Cygnus“zur Internatio­nalen Raumstatio­n ISS verschoben.

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DPA-BILD: CHERY Ein Cholera-Kranker bekommt im staatliche­n Krankenhau­s von Jérémie eine Infusion.

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