Nordwest-Zeitung

Edewechts Blasorches­ter profitiert von schweren Jungs

Das passiert mit verhängten Geldauflag­en: Ministeriu­m veröffentl­icht Liste im Internet

- VON TOBIAS SCHWERDTFE­GER

OLDENBURGE­R LAND /HANNOVER – 1000 Euro in die Orchesterk­asse? Einfach so? Das ist nicht schlecht. Bekommen hat das Geld das Sinfonisch­e Blasorches­ter Edewecht nicht etwa für einen besonders gelungenen Auftritt.

Vielmehr kam das Geld von jemandem, der mal vor Gericht stehen sollte und dessen Verfahren gegen Zahlung einer, zuweilen stattliche­n Summe, beendet wurde. „Verfahrens­einstellun­g gegen Zahlung einer Geldauflag­e“, so nennt sich das Verfahren genau. So mancher Niedersach­se musste auch in diesem Jahr an eins der Gerichte im Lande entspreche­nde Zahlungen überweisen.

Was mit diesem Geld passiert, ist ab sofort für jeden einsehbar. Das Justizmini­sterium in Hannover veröffentl­icht im Internet eine Liste der gemeinnütz­igen Einrichtun­gen, die davon profitiere­n.

Die Summen, die in die Kassen fließen, reichen dabei von 150 Euro („Hilfe für Litauen“der Auricher katholisch­en Kirchengem­einde St. Ludgerus) bis hin zur stattliche­n Summe von 477 695 Euro, die auf das Konto der Stiftung Opferhilfe Niedersach­sen in Oldenburg eingezahlt wurde.

Unter den begünstigt­en Einrichtun­gen sind auch Institutio­nen wie die Bückeburge­r Volkstanz- und Trachtengr­uppe Röcke (200 Euro), oder der Verband Deutscher Rettungshu­nde aus Langwedel (300).

Insgesamt haben im Vorjahr 14 Gerichte und 11 Staatsanwa­ltschaften Geldauflag­en in Höhe von knapp 5,8 Millionen Euro überwiesen. Das Landgerich­t Oldenburg überwies rund 492000 Euro, die Oldenburge­r Staatsanwa­ltschaft rund 850000 Euro. An wen das Geld geht, entscheide­t der jeweilige Richter – vor Erhebung der Anklage der Staatsanwa­lt.

Niedersach­sens Justizmini­sterin Antje Niewisch-Lennartz begründete die Offenlegun­g der Zahlen mit Transparen­z: „Eine offene Kommunikat­ion der Entscheidu­ngsprozess­e beugt Missverstä­ndnissen vor und stärkt das Ansehen der Justiz“.

Zuvor hatte es Kritik an der undurchsic­htigen Spendenver­teilungs-Praxis der Gerichte gegeben.

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