Anti-Oma schreibt schönste Kinderbücher
Christine Nöstlinger wird 80 – Über 150 Werke in 30 Sprachen
WIEN – Kaum ein Kind ist in den vergangenen Jahrzehnten an Christine Nöstlinger vorbeigekommen: Ihre Bücher über starke Mädchen, zankende Eltern und sympathische Außenseiter wurden zu Klassikern und Schullektüre. Mit ihrem Erstlingswerk „Die feuerrote Friederike“schuf sie den Prototyp eines emanzipatorischen Kinderbuches mit aufmüpfigem Ton.
Damit traf die resolute Wienerin 1970 einen Nerv und legte den Grundstein ihrer bis heute andauernden weltweiten Karriere. An diesem Donnerstag feiert sie ihren 80. Geburtstag.
„Mir sind einige Kinder wahnsinnig unsympathisch. Man wird ja nicht mit 18 Jahren plötzlich ein Ungustl“, sagte Nöstlinger einmal. Ungustl meint einen unsympathischen Menschen. Die Frau hinter den Büchern hat so gar nichts mit der lieben Großmutter zu tun, die man sich vielleicht vorstellt. Sie trinkt gern Wein, raucht viel und bezeichnet sich selbst als „Couch Potatoe“. Ihren zwei Töchtern hat sie nie vorgelesen.
Öffentliche Lesungen macht die „Anti-Oma“kaum. Aktivitäten im Freien meidet sie: „Mit Natur hab’ ich nix am Hut.“Ihren Ehrentag feiert der Geburtstagsmuffel auch in diesem Jahr nicht, wie die Verlagsgruppe Beltz sagt. Körperlich mache ihr das Alter zusehends Probleme.
Ihr resolutes Auftreten mit viel trockenem Wiener Humor verleiht der Witwe Authentizität. Sie war Mitglied der 68erStudentenbewegung und spricht offen über die sexuelle Befreiung der Frauen durch die Einführung der Pille. Sie hält nichts vom Binnen-I oder von der neuen politischen Korrektheit, die etwa Pippi Langstrumpfs Vater vom „Negerkönig“zum Südseekönig machte. Eine Erläuterung auf der Seite sei wesentlich sinnvoller, so die vielfach prämierte Autorin.
Insgesamt schrieb Nöstlinger über 150 Bücher, die in über 30 Sprachen übersetzt wurden. Etwa „Wir pfeifen auf den Gurkenkönig“, „Nagle einen Pudding an die Wand!“oder die Serien „Geschichten vom Franz“, „Mini“und „Dani Dachs“.