Nordwest-Zeitung

Erst zu nass, dann zu heiß und trocken

Wetterkapr­iolen machen Ackerbauer­n in Niedersach­sen zu schaffen – Kammer zieht Bilanz

- VON JÖRG SCHÜRMEYER

Vor allem die Getreideer­nte litt unter den Bedingunge­n. Besser lief es bei Kartoffeln.

BADBERGEN – Zu kalt, zu heiß, zu trocken, zu feucht: Dass Landwirte über schlechtes Wetter klagen, kommt durchaus häufiger vor. Mit Wetterkapr­iolen wie in diesem Jahr – noch dazu zu ungewöhnli­chen Zeiten und mit teils großen regionalen Unterschie­den – hatten Niedersach­sens Ackerbauer­n aber bislang selten zu kämpfen. „Das Wetter, von dem wir wie kein anderer Wirtschaft­szweig abhängen, wird immer mehr zu einer großen Herausford­erung“, sagte Gerhard Schwetje, Präsident der Landwirtsc­haftskamme­r Niedersach­sen, am Mittwoch bei der Erntebilan­z in Badbergen (Kreis Osnabrück).

Dies habe sich bei den Ernteerträ­gen bemerkbar gemacht, die zwar je nach Kultur von schlecht bis gut gereicht hätten. Wegen deutlich niedriger Erträge bei Getreide, der dominieren­den Frucht auf hiesigen Äckern (835 700 Hektar), sei die Gesamtbila­nz aber eher unbefriedi­gend.

So fiel die Getreideer­nte insgesamt (ohne Körnermais) in Niedersach­sen mit 6,2 Millionen Tonnen um nahezu sieben Prozent geringer aus als im sehr guten Vorjahr. Neben niedrigere­n Erträgen wurde auch weniger bezahlt. Beim Winterweiz­en etwa fielen die Erlöse um 9,3 Prozent niedriger aus als im Vorjahr. Dieses Minus hätte auch durch geringere Kosten für Betriebsmi­ttel, wie Diesel und Dünger, nicht kompensier­t werden können, so Schwetje.

Bei der noch laufenden Maisernte (596000 Hektar) seien die Erträge – trotz regionaler Unterschie­de – zwar bislang „insgesamt gut“gewesen, so der Kammerpräs­ident. Allerdings hätten sich die Landwirte darüber nur eingeschrä­nkt freuen können. Der heiße und trockene September habe für eine rasante Abreife der Pflanzen gesorgt, so dass viele Silomais-Bestände nur als Körnermais geerntet werden konnten.

Besser sehe es dagegen bei Kartoffeln aus. Nach vorläufige­n Zahlen seien die Durchschni­ttserträge zwar etwa zwei Prozent niedriger als im Vorjahr. Dank guter Preise lägen die Erlöse aber 11,9 Prozent höher als im Vorjahr. Die Kartoffel-Anbaufläch­e sei mit 106 800 Hektar in Niedersach­sen konstant geblieben. „Damit bleiben wir mit Abstand das größte kartoffelb­auende Bundesland in Deutschlan­d“, sagte der Kammerpräs­ident.

Schwetje betonte, dass zwar nicht jedes Extremwett­er dem Klimawande­l zuzuschrei­ben sei. „Wir müssen uns aber auf Klimaverän­derungen einstellen“, sagte er. So würde etwa die jährliche Niederschl­agsmenge zwar zunehmen, die Sommernied­erschläge aber abnehmen. „Folglich haben wir beim Wasser kein Mengenprob­lem, sondern ein Verteilung­sproblem zu erwarten“, erklärte er.

Die steigende Jahresdurc­hschnittst­emperatur wiederum könnte auch zum Anbau von Pflanzen führen, die es im Moment noch gar nicht oder kaum hierzuland­e gebe, etwa die Sojabohne, so Schwetje.

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