Erst zu nass, dann zu heiß und trocken
Wetterkapriolen machen Ackerbauern in Niedersachsen zu schaffen – Kammer zieht Bilanz
Vor allem die Getreideernte litt unter den Bedingungen. Besser lief es bei Kartoffeln.
BADBERGEN – Zu kalt, zu heiß, zu trocken, zu feucht: Dass Landwirte über schlechtes Wetter klagen, kommt durchaus häufiger vor. Mit Wetterkapriolen wie in diesem Jahr – noch dazu zu ungewöhnlichen Zeiten und mit teils großen regionalen Unterschieden – hatten Niedersachsens Ackerbauern aber bislang selten zu kämpfen. „Das Wetter, von dem wir wie kein anderer Wirtschaftszweig abhängen, wird immer mehr zu einer großen Herausforderung“, sagte Gerhard Schwetje, Präsident der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, am Mittwoch bei der Erntebilanz in Badbergen (Kreis Osnabrück).
Dies habe sich bei den Ernteerträgen bemerkbar gemacht, die zwar je nach Kultur von schlecht bis gut gereicht hätten. Wegen deutlich niedriger Erträge bei Getreide, der dominierenden Frucht auf hiesigen Äckern (835 700 Hektar), sei die Gesamtbilanz aber eher unbefriedigend.
So fiel die Getreideernte insgesamt (ohne Körnermais) in Niedersachsen mit 6,2 Millionen Tonnen um nahezu sieben Prozent geringer aus als im sehr guten Vorjahr. Neben niedrigeren Erträgen wurde auch weniger bezahlt. Beim Winterweizen etwa fielen die Erlöse um 9,3 Prozent niedriger aus als im Vorjahr. Dieses Minus hätte auch durch geringere Kosten für Betriebsmittel, wie Diesel und Dünger, nicht kompensiert werden können, so Schwetje.
Bei der noch laufenden Maisernte (596000 Hektar) seien die Erträge – trotz regionaler Unterschiede – zwar bislang „insgesamt gut“gewesen, so der Kammerpräsident. Allerdings hätten sich die Landwirte darüber nur eingeschränkt freuen können. Der heiße und trockene September habe für eine rasante Abreife der Pflanzen gesorgt, so dass viele Silomais-Bestände nur als Körnermais geerntet werden konnten.
Besser sehe es dagegen bei Kartoffeln aus. Nach vorläufigen Zahlen seien die Durchschnittserträge zwar etwa zwei Prozent niedriger als im Vorjahr. Dank guter Preise lägen die Erlöse aber 11,9 Prozent höher als im Vorjahr. Die Kartoffel-Anbaufläche sei mit 106 800 Hektar in Niedersachsen konstant geblieben. „Damit bleiben wir mit Abstand das größte kartoffelbauende Bundesland in Deutschland“, sagte der Kammerpräsident.
Schwetje betonte, dass zwar nicht jedes Extremwetter dem Klimawandel zuzuschreiben sei. „Wir müssen uns aber auf Klimaveränderungen einstellen“, sagte er. So würde etwa die jährliche Niederschlagsmenge zwar zunehmen, die Sommerniederschläge aber abnehmen. „Folglich haben wir beim Wasser kein Mengenproblem, sondern ein Verteilungsproblem zu erwarten“, erklärte er.
Die steigende Jahresdurchschnittstemperatur wiederum könnte auch zum Anbau von Pflanzen führen, die es im Moment noch gar nicht oder kaum hierzulande gebe, etwa die Sojabohne, so Schwetje.