Partnerschulen trotzen geschlossener Grenze
Helene-Lange-Schule und Oberschule Eversten schließen in Berlin Vereinbarung mit syrischer Stadt Kobanê
Seit der türkischen Militärintervention ist die Grenze zu Syrien geschlossen. Die Oldenburger Schulen wollen ihr Solidaritätsprojekt dennoch vorantreiben.
OLDENBURG – So macht Solidarität Schule: Die IGS HeleneLange-Schule und die Oberschule Eversten sind nun offiziell Partner von zwei Schulen in der nordsyrischen Stadt Kobanê. Entsprechende Vereinbarungen unterzeichneten Hartmut Denker, Konrektor der Oberschule, und seine Kollegin Birgit Zwikirsch sowie Christian Katz für die IGS jetzt in Berlin mit dem Repräsentanten der syrisch-kurdischen Selbstverwaltungsregion Rojava, Sipan Ibrahim.
Es handelt sich um die erste Partnerschaft zwischen Schulen in der Region Rojava und Deutschland. Die Anfang 2015 im Kampf gegen die Terrormiliz IS zurückeroberte Stadt Kobanê gehört zu der Region an der syrisch-türkischen Grenze.
Gleichzeitig übergab die Oldenburger Delegation eine ersten Teilbetrag von 10000 Euro als Ergebnis des Anfang September von beiden Schulen veranstalteten Spendenlaufes. Ibrahim bedankte sich im Namen der Kinder und
Lehrer von Kobanê für das Oldenburger Engagement. Die Ð hat die wichtigsten Fragen zum Schulprojekt zusammengefasst:
Wie hoch ist die Spendensumme
Der erste gemeinsame Spendenlauf der Helene-Lange-Schule und der Oberschule Eversten für den Wiederaufbau der Schulen in Kobanê hatte im vergangenen Jahr 18000 Euro eingebracht. Bereits jetzt ist der Spendenstand aus 2015 fast erreicht, mehrere schon angekündigte Spendenbeträge stehen noch aus, so dass die Summe vermutlich deutlich übertroffen werden wird. Wie im Vorjahr soll das Geld so schnell wie möglich vor Ort ankommen.
Welche Schulen werden unterstützt
Die Helene-Lange-Schule kooperiert mit der Schule S. Osman in Kobanê/Stadt. Die Oberschule Eversten ist Partner der Schule S. Ehmed Yasin in Gire Spi/Kanton Kobanê. Die Beteiligten hatten Ziele, Grundsätze und Vorhaben ihrer Partnerschaft vor der Unterzeichnung in Berlin schriftlich ausgearbeitet.
Wie sieht die Partnerschaft aus
Die Spenden aus Oldenburg sollen den Wiederaufbau und die Ausstattung der Partnerschulen mitfinanzieren. Ziel der Partnerschaft ist es, über Korrespondenzen und Begegnungen die Lebenswelt des jeweils Anderen kennenzulernen und an gemeinsam festgelegten Themen zu arbeiten. Wegen der kriegerischen Auseinandersetzungen ist zurzeit an Besuche aber nicht zu denken.
Wie ist die aktuelle Lage in Kobanê
Im März hatten die Kurden ihr nordsyrisches Herrschaftsgebiet Rojava für autonom erklärt – ein Schritt, der von der Türkei als mögliche Etappe auf dem Weg zu einem Kurdenstaat gesehen wird. Die im August gestartete türkische Militärintervention in Syrien dient unter anderem dem Ziel, die Vereinigung der kurdischen Zonen in Syrien zu verhindern. Darunter leidet auch Kobanê. Die Grenzen, so schilderte Sipan Ibrahim, seien geschlossen. Sowohl materielle als auch personelle Hilfen aus Europa hätten das Gebiet nicht erreichen können. Der Wiederaufbau und die Entwicklung einer Zukunftsperspektive für die Menschen werde dadurch extrem erschwert. „Und das, obwohl gerade hier auch zahlreiche Menschen aus den umkämpften Gebieten Zuflucht gefunden haben“, so Ibrahim.
Wie geht es mit der Partnerschaft weiter
Die beiden Oldenburger Schulen wollen ihr Solidaritätsund Schulpartnerschaftsprojekt in Kooperation mit den Vertretern aus Kobanê „mit allen möglichen Maßnahmen weiterführen“, betonten die Projektbeauftragten Birgit Zwikirsch und Christian Katz. Am Sonnabend, 19. November, wollen Schüler und Lehrkräfte beider Schulen ihre bisherigen Aktivitäten und Planungen für die Zukunft mit einer Veranstaltung im „Cine k“der Kulturetage vorstellen. Zum Auftakt um 14 Uhr wird die Filmdokumentation „Perperik“zur Situation der Schulen in Kobanê gezeigt. Beide Schulleitungen wollen bei dieser Gelegenheit Rojava-Vertreter Sipan Ibrahim den noch ausstehenden Betrag aus dem Spendenlauf übergeben und gemeinsam Auskünfte zu Publikumsfragen geben.