Wie eine Lehrerin zur Detektivin wurde
Gemeindearchivarin Margarethe Pauly erhält das Niedersächsische Verdienstkreuz
Seit 1990 leitet die Rastederin ehrenamtlich das Gemeindearchiv. Für ihre Verdienste wird sie am Samstag geehrt.
RASTEDE – Es gab eine Zeit, in der sich Margarethe Pauly für die Geschichte Rastedes noch gar nicht erwärmen konnte. Auch die Herzöge und Großherzöge des Hauses Oldenburg habe sie damals, vor fast 50 Jahren, noch nicht auseinander halten können, erzählt sie schmunzelnd.
Aus heutiger Sicht klingt das unglaublich. Schließlich leitet die 77-Jährige seit 1990 ehrenamtlich das Gemeindearchiv und gilt schon lange als das Gedächtnis Rastedes. Seit Jahrzehnten hat sich Margarethe Pauly um die Kultur- und Heimatpflege sowie die regionale Forschung des Oldenburger Landes verdient gemacht.
Dafür wird die Gemeindearchivarin nun geehrt. Für ihr besonderes Engagement wird der Rastederin am Samstag, 15. Oktober, das Verdienstkreuz am Bande des Niedersächsischen Verdienstordens verliehen.
„Mütterlicherseits stamme ich aus einer der ältesten Rasteder Familien“, erzählt Margarethe Pauly. Geschichte habe sie schon immer interessiert, deshalb nahm sie 1960 auch ein Lehramtsstudium mit dem Hauptfach Geschichte an der Pädagogischen Hochschule Oldenburg auf.
Dem Staatsexamen 1964 folgte die Tätigkeit im Schuldienst.
1970 ging sie mit einer Abordnung des Auswärtigen Amtes für fünf Jahre nach Südchile, wo sie an der Umsetzung diverser Hilfs- und Entwicklungsprojekte beteiligt war. Später nahm die damals 37Jährige parallel zum Schuldienst in Wiefelstede ihr Studium zum Realschullehrer in Geschichte und Geografie an der Uni Oldenburg auf.
Nach der Rückkehr aus Chile war auch ihr Interesse an der Geschichte Rastedes geweckt. Als sie Mitte der 80er Jahre begann, im Archiv zu arbeiten, suchte sie vor allem alte Rasteder Familien auf. „Ich habe mit Bauern gesprochen, die zum Teil auf jahrhundertealten Höfen sitzen“, sagt Margarethe Pauly. Für sie sei das ein großer Gewinn gewesen. „Ich habe interessante Leute kennengelernt.“
Alte Fotos, Dokumente und anderes mehr trug sie zusammen.
Ein anderer Schwerpunkt war die Geschichte des Rasteder Schlosses und des Hauses Oldenburg. „Ich habe Zugang zu den Archiven des Herzogs erhalten“, erinnert sich die Archivarin.
Ein besonderer Höhepunkt ihrer Arbeit war, als sie Nachkommen von Herzogin Friederike von Oldenburg in Österreich aufspürte. „Die hatten noch viele Schätze aus der Zeit Friederikes und ihrer Schwester Amalie.“
Bei ihrer Arbeit im Archiv komme sie sich oft vor wie eine Detektivin, erzählt Margarethe Pauly. Aber vor allem bereitet ihr die Tätigkeit Spaß. Ans Aufhören denkt sie deshalb noch lange nicht. „So lange ich es noch kann, möchte ich weitermachen“, sagt sie.