KRANKENKASSEN-BEITRAG WIRD NICHT ERHÖHT
GESUNDHEIT Schätzerkreis rechnet weiter mit durchschnittlich 1,1 Prozent
BERLIN – Gute Nachricht für die 71 Millionen gesetzlich Versicherten in Deutschland: Der durchschnittliche Zusatzbeitrag steigt 2017 nicht. Sollte ihre Kasse den Zusatzbeitrag erhöhen, erhalten die Mitglieder Post. Gesundheitsökonomen und Versicherungsexperten hatten zuletzt noch eine deutliche Erhöhung vorhergesagt. Dazu kommt es nun aber in den meisten Fällen wahrscheinlich doch nicht – jedenfalls vorerst.
Der Schätzerkreis der gesetzlichen Krankenversicherung, in dem Vertreter des Bundesversicherungsamtes, der Krankenkassen und des Gesundheitsamts sitzen, hat am Donnerstagnachmittag seine Prognose für das Jahr 2017 veröffentlicht. Danach bleibt der Zusatzbeitrag bei durchschnittlich 1,1 Prozent des monatlichen Bruttoeinkommens der gesetzlich Versicherten. Im Schnitt zahlen die Versicherten weiterhin 22 Euro im Monat. „Die Horrorszenarien der letzten Wochen waren unbegründet“, moniert die gesundheitspolitische Sprecherin der CDU/CSU im Bundestag, Maria Michalk.
Kritiker sagen allerdings, hier zeige sich schon der Vorwahlkampf für die Bundestagswahl im September 2017. „Um den Wirbel um steigende Zusatzbeiträge im Wahljahr möglichst klein zu halten, schüttet die Bundesregierung 1,5 Milliarden Euro aus der Liquiditätsreserve an die Krankenkassen aus“, sagte Martin Litsch, Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes, im Interview mit unserer Berliner Redaktion. Eine Finanzspritze, deren Wirkung nur von kurzer Dauer sein wird. Doch Bundesgesundheitsminister Gröhe (CDU) wird sich im Bundestagswahlkampf nicht mit dem Vorwurf auseinandersetzen müssen, dass die Zusatzbeiträge steigen.
Den tatsächlichen Zusatzbeitrag, der 2017 durchschnittlich gilt, legt am Ende das Bundesgesundheitsministerium fest – am 1. November wird er veröffentlicht. Die Prognose des Schätzerkreises dient dabei als Orientierung, sie ist aber nicht bindend. Und auch die Versicherer selbst können davon abweichen. Von dieser Freiheit machen viele Kassen auch Gebrauch.
In Deutschland gilt freie Kassenwahl. Wenn der Zusatzbeitrag angehoben wird, haben Mitglieder ein Sonderkündigungsrecht. Allerdings sind die Deutschen wechselmüde – nur die wenigsten verlassen bei Beitragssteigerungen ihre Versicherung.