Mit Lebkuchen klar in Führung
SÜßES Saisonal vor Stollen und Spekulatius – Lambertz will weniger Schwankungen
Die Branche experimentiert viel. Bei den Klassikern bleibt es aber wie seit Jahrhunderten.
DÜSSELDORF – Mit Lebkuchen und Spekulatius ist es wie mit Glühwein: Der schmeckt im Sommer auch nicht so richtig. Und ausgerechnet, als Printe und Co im September in die Regale kamen, feierte der Sommer ein Comeback. „Von den Witterungsbedingungen war es wirklich nicht gut, und wir waren auch nicht glücklich“, sagt Hermann Bühlbecker, der Alleininhaber der Aachener Lambertz-Gruppe. Dem Geschäft habe das Wetter geschadet, stellte das Aachener Familienunternehmen am Donnerstag fest.
Aber echte Naschkatzen, die über Monate auf die Leckerei verzichten mussten, griffen trotz der Hitze zu. „Der Start war nicht so gut wie wir uns das gewünscht hätten, aber auch nicht so schlecht wie wir eigentlich dachten“, sagte Bühlbecker. Wenn es weiterhin kühl bleibt, sieht das Familienunternehmen noch gute Chancen, die Vorjahreszahlen zu erreichen.
Der Gesamtumsatz des Familienunternehmens stieg im Geschäftsjahr 2015/2016 um fünf Prozent auf 651 Millionen Euro. Nicht darin enthalten sind die Umsätze des im Mai übernommenen Nougat-Herstellers ifri Schuhmann von 22 Millionen Euro. Obwohl das Wetter für Herbst- und Weihnachtsgebäck in der gesamten Saison relativ mild war, stieg der Umsatz bei den Saisonartikeln um 6,6 Prozent.
Nach der ifri-Übernahme scheint der Heißhunger des Aachener Unternehmens fürs Saisongeschäft gestillt. Mit Nürnberger Lebkuchen, Aachener Printen und Dresdner Stollen decke Lambertz das ganze Feld ab, sagt Bühlbecker: „Wir bemühen uns mehr, mit den Ganzjahresartikeln zu wachsen.“Potenzial sieht Bühlbecker im Auslandsgeschäft. Der Umsatz bei den Ganzjahresartikeln stieg 2015/2016 um 3,7 Prozent. Seinen Umsatz macht das Unternehmen inzwischen zu etwas mehr als der Hälfte mit den Ganzjahresgebäcken.
Auf Trends reagiert Lambertz vor allem im Ganzjahresgeschäft, beispielsweise mit seinem Bio-Angebot. Bei den saisonalen Klassikern macht Lambertz weiterhin keine Experimente. Die Rezepte der Klassiker wie Lebkuchen, Spekulatius und Co sind dem über 300 Jahre alten Unternehmen fast schon „ein bisschen heilig“, wie der Chef sagt. Lebkuchen, Dominostein oder Printen müssten schmecken wie immer, sagt Bühlbecker: „Der Kunde sucht die Klassiker, so wie sie in der Vergangenheit waren, genau das Produkt, das er kennt.“Am ehesten wird die Verpackung mal geändert: etwa Dose statt Pappe. Oder es gibt Zusatz-Produkte, etwa Lebkuchen mit Ingwer.
Zu den Festtagen mögen es die Deutschen am liebsten traditionell, bestätigt auch Solveig Schneider vom Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI). Jeder Deutsche vernasche in der Saison rund 900 Gramm saisonale Gebäcke. Die Menge sei seit Jahren relativ stabil.
Der Lebkuchen war 2015 die absolute Nummer eins unter den Saisongebäcken, berichtet der BDSI unter Bezug auf das Marktforschungsunternehmen Nielsen. Auf Platz zwei lag der Spekulatius, vor Weihnachtsstollen.