Netzentgelte für Strom steigen kräftig
Im EWE-Gebiet Plus von 19,7 Prozent zum Jahreswechsel für Durchschnittshaushalt
Vor allem die Kosten von Tennet und Co belasten die Entgelte. Im Gasbereich fällt die Erhöhung moderater aus.
OLDENBURG – Die Anzeichen verdichten sich, dass auf viele Stromkunden im Nordwesten zum Jahreswechsel ein Preisanstieg zukommen wird. Nachdem in dieser Woche schon bekannt wurde, dass die sogenannte ÖkostromUmlage kräftig steigen wird – vermutlich von derzeit 6,35 Cent auf 6,88 Cent je Kilowattstunde –, steht nach Informationen dieser Zeitung auch bei einem zweiten großen Kostenfaktor, den Netzentgelten, eine deutliche Erhöhung an.
Wie Torsten Maus, Vorsitzender der Geschäftsführung von EWE Netz, am Donnerstag auf Anfrage dieser Zeitung bestätigte, erhöht EWE Netz zum 1. Januar 2017 sowohl die Entgelte für die Nutzung der Strom- als auch der Gasnetze. Für einen durchschnittlichen Haushaltskunden (Jahresverbrauch: 3500 Kilowattstunden) steige das Netzentgelt nach vorläufigen Berechnungen beim Strom um 19,7 Prozent an, was netto 48,22 Euro im Jahr bzw. 4,02 Euro im Monat ausmache.
Maus betonte, dass die Netzgeltanpassungen, die von der Bundesnetzagentur genehmigt wurden, praktisch ausschließlich auf erheblich gestiegene Netzentgelte der Übertragungsnetzbetreiber Tennet und Avacon zurückzuführen seien. Nach seinen Angaben legen die Entgelte im Übertragungsnetz, in dem das Verteilnetz von EWE liegt, um 80 Prozent gegenüber 2016 zu.
„Eine Erhöhung in diesem Ausmaß hat uns schon kalt erwischt“, sagte Maus. Im Stromnetz von EWE, dem Verteilnetz, seien die Kosten – bereinigt um die gestiegenen vorgelagerten Netzkosten und die sogenannten vermiedenen Entgelte – dagegen seit 2011 praktisch konstant geblieben. „Und das, obwohl wir im Zuge der Energiewende in den vergangenen Jahren massiv in unsere Netze investiert haben“, sagte Maus. „Es gibt bei uns schon ein massives Unverständnis darüber, dass die Transportnetzentgelte so deutlich steigen, obwohl der Großteil der Aufwendungen für die Energiewende bei uns im Verteilnetz anfällt.“
Deutlich moderater fällt die Netzgeltanpassung wohl im Gasbereich aus. Nach vorläufigen Zahlen sei hier bei EWE Netz mit einer Erhöhung von rund 3,6 Prozent zu rechnen, so Maus. Für einen Durchschnittshaushalt würde dies Mehrkosten von etwa 8,20 Euro pro Jahr bzw. 0,68 Cent pro Monat bedeuten.
Wie sich die gestiegenen Netzentgelte letztendlich auf die künftigen Endkundenpreise bei Strom und Gas auswirken, könne man zum heutigen Tag indes noch nicht sagen, erklärte ein EWE-Sprecher. Hier könne der Versorger erst verbindliche Aussagen machen, wenn alle Preiskomponenten feststehen würden.
Zwar hatte EWE-Vertriebsgeschäftsführer Sebastian Jurczyk im August gegenüber dieser Zeitung erklärt, dass der Konzern in diesem Jahr Strom und Gas günstiger eingekauft habe als im Vorjahr. Doch ob dies ausreicht, um die deutlich steigenden Netzentgelte und die ÖkostromUmlage im Strombereich zu kompensieren, erscheint fraglich. Größer dürften die Chancen auf zumindest stabile Preise dagegen beim Gas sein.