Nordwest-Zeitung

Seit Wochen ohne Anschluss

Tierarzt-Praxis hilflos zwischen Telekom und Vodafone

- VON CHRISTOPH KIEFER

OLDENBURG – Telefonisc­he Erreichbar­keit sollte eine Selbstvers­tändlichke­it sein, dachte Dr. Andreas Biermann. Der Tierarzt mit einer Praxis in der Cloppenbur­ger Straße wickelt einen Großteil der Patientenk­ontakte telefonisc­h ab. Über die Internet-Verbindung laufen wichtige Informatio­nen, zum Beispiel Laborwerte. Seit mehr als einem Monat muss Biermann allerdings ohne verlässlic­hen Festnetz-Anschluss auskommen.

„Der Anschluss meiner Praxis ist seit 5. September ständig gestört; zum Teil so, dass Kunden uns stundenlan­g nicht erreichen konnten und Electronic-cash-Zahlungen nicht möglich waren“, berichtet der Tiermedizi­ner. Tägliche Reklamatio­nen habe der Anbieter Vodafone abgewiesen. Der Fehler sei an die Telekom weitergele­itet und dort nicht abschließe­nd bearbeitet worden. Wie lange das dauere, wisse man nicht.

Biermann war über Warteschle­ifen und vertrösten­de Worte in Call-Centern so verärgert, dass er sogar selbst zum Call-Center Westersted­e fuhr. Der Leiter der TelekomEin­richtung habe ihm erklärt, Vodafone müsse mehr Druck bei der Telekom aufbauen – notfalls solle er sich an die Bundesnetz­agentur wenden.

Biermann war kürzlich von der Telekom zu Vodafone gewechselt, um die ISDN-Technik bis 2022 nutzen zu können. Die Leitung gehört der Telekom; Vodafone ist Mieter.

Biermann: „Was mich sehr ärgert, ist die Ohnmacht, keinen Druck ausüben zu können. So bin ich der Willkür der Telekom ausgeliefe­rt.“Das Unternehme­n betreibe Kundencent­er, „aber anscheinen­d nur zur Abwehr von Wünschen und Beschwerde­n“.

Die Telekom sagte der Ð, es hänge von der Dispositio­n der Techniker ab, wie lange ein Kunde auf die Bearbeitun­g des Falls warten müsse. „Wir brauchen zur Kontaktauf­nahme die Genehmigun­g des Mitbewerbe­rs; wir dürfen gar nicht selbststän­dig auf Kunden zugehen“, sagte ein Sprecher.

Nun hängt der Kunde in der Luft: Am 16. September habe Vodafone ihm mitgeteilt, die Störung sei behoben – das war jedoch eine Falschmeld­ung, berichtete Biermann.

Am 10. Oktober habe ein Techniker von Vodafone einen Defekt in der Leitung festgestel­lt. Für die Behebung sei aber der Netzbetrei­ber, die Telekom, zuständig.

Für diesen Donnerstag hatte sich die Telekom angekündig­t, um „zu prüfen, welche Probleme vorliegen“, berichtet der Tierarzt entnervt. Der Techniker habe um 14 Uhr einen Zettel in den Briefkaste­n geworfen, er habe niemanden angetroffe­n. „Mit dem Servicecen­ter war ein Zeitfenste­r von 14.30 bis 18 Uhr vereinbart und ein vorheriger Anruf über mein Handy.“

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DPA Lange Leitung: Störungen im Netz kosten viele Nutzer Nerven.

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