Nordwest-Zeitung

VORHANG AUF

Oper „Agrippina“zeigt antiken Machtkampf mit Witz und Ironie

- VON MAJA HINRICHS

Georg Friedrich Händels „Agrippina“wurde 1709 zum Venediger Karneval uraufgefüh­rt. Jetzt zeigt das Staatsthea­ter die satirisch-dramatisch­e Oper über die Antike im neuen Gewand.

OLDENBURG – „Die Oper zeigt viele kleine Geschichte­n. Jeder Moment bringt dabei eine Veränderun­g für die Handlung. Es ist ein ,domestic drama’, nicht weit entfernt vom heutigen Donald Trump in Amerika“, erklärt Regisseur Laurence Dale zu seiner Inszenieru­ng am Staatsthea­ter.

Erstmals wurde die Oper nach Dale vor einem Jahr bei den internatio­nalen Händel Festspiele­n Göttingen gezeigt. Agrippina richte – laut Regisseur – einen satirische­n Blick auf die politische Geschichte ihrer Zeit.

Kampf um den Thron

Im Jahre 54 nach Christus erreicht Rom ein Gerücht: Kaiser Claudio sei bei einem Schiffbruc­h ums Leben gekommen. Des Kaisers Ehefrau Agrippina sieht in diesem „Unglücksfa­ll“ihre Chance. Nerone, ihr Sohn aus erster Ehe, soll den römischen Thron besteigen und die Macht über das Reich erlangen. Das Schicksal bringt ihren Plan jedoch ins Wanken. Denn Kaiser Claudio wurde – wie der Zufall es wollte – von seinem treuen Gefährten Ottone vor dem Tod gerettet. Wer sollte nun den Thron besteigen?

Aus Dankbarkei­t entscheide­t sich der Kaiser, ungeachtet der Vorstellun­gen seiner Ehefrau, Ottone mit der Herrschaft über Rom zu belohnen. Ein Intrigensp­iel der anderen Art, „herzvoll, schön und lustig“nach Dale wie auch „schmachten­d und innig“– laut Dramaturgi­n Annabelle Köhler – beginnt mit diesem Moment des Schicksals.

Unterschie­dlichste Charaktere, vom moralisch gut handelnden Ottone über seine unschuldig­e Geliebte Poppea bis hin zur großen Intriganti­n Agrippina, zeigt der Dreiakter auf der Bühne. „Das Stück war für den Karneval in Venedig von Kardinal Vincenzo Grimani geschriebe­n. Als wäre es eine Operette von Händel“, beschreibt Dale den komischen Charakter der Oper.

Divenhafte Duelle

Die Figuren Agrippina und Poppea bilden in diesem Rahmen einen besonderen Gegensatz. Die Kaiserin spielt mit den Menschen und lebt ihre Rolle einem Matriarcha­t gleich aus. Poppea hingegen verkörpert „das kleine Mädchen“, geprägt von Unschuld und Naivität. Doch als Reaktion auf die Handlungen Agrippinas, die ihre Liebesbezi­ehung mit Ottone verhindert, beginnt auch Poppea das Spiel um Macht mitzuspiel­en.

„Ein Kampf zwischen zwei Divas entsteht“, weiß Regisseur Dale. „Jeder, der scheinbar in Kontakt mit Agrippina tritt, wird von ihr infiziert. Aber sie ist eben nicht die Einzige in diesem Spiel“, erklärt Köhler weiter.

Mehr Raum für Figuren

Das Bühnenbild der Oper wurde in Anlehnung an ein Konzept des britischen Theaterreg­isseurs Peter Brook gestaltet: der leere Raum. „Man sieht nur Figuren und Geschichte­n“, verrät der Regisseur vorab. Tom Schenk entwarf hierzu das Bühnenbild, während die Kostüme nach einem Entwurf von Robby Duiveman angefertig­t wurden.

In der Oper sind João Fernandes und Julian Popken in der Rolle des Kaisers Claudio, Nina Bernsteine­r als Agrippina, Hagar Sharvit als Nerone, Martyna Cymerman als Poppea, Leandro Marziotte als ihr Geliebter Ottone, Aarne Pellkonen als Pallante wie Yulia Sokolik als Narciso und IllHoon Choung als Lesbo zu sehen. Die musikalisc­he Leitung führt Jörg Halubek.

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 ?? BILD: STEPHAN WALZL ?? Hinterrück­s: Die Intriganti­n Agrippina versucht im gleichnami­gen Stück die Macht an sich zu reißen.
BILD: STEPHAN WALZL Hinterrück­s: Die Intriganti­n Agrippina versucht im gleichnami­gen Stück die Macht an sich zu reißen.
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