Nordwest-Zeitung

Nicht alle stimmen der Nobelpreis-Vergabe zu

Manche Oldenburge­r hätten lieber Literaten geehrt als Bob Dylan – etwa Philip Roth

- VON ANNA-LENA SACHS

OLDENBURG – Die einen denken, es wäre ein Scherz, die anderen sind begeistert: Die Schwedisch­e Akademie in Stockholm gab am Donnerstag bekannt, dass Bob Dylan mit dem Literaturn­obelpreis ausgezeich­net wird und die Reaktionen zu der Ehrung könnten in Oldenburg nicht unterschie­dlicher sein.

„Es gibt eine Reihe von Autoren, die gute Sachen geschriebe­n haben, aber nicht berücksich­tigt wurden“, sagte Alan Draganovic, Filialleit­er der Buchhandlu­ng Thalia. Als der Literature­xperte von der Nachricht hörte, dachte er, es erlaube sich jemand einen Scherz. Seiner Meinung nach hätte zum Beispiel der amerikanis­che Schriftste­ller Philip Roth diese hohe Auszeichnu­ng eher verdient.

Doch Dylan scheint die Jury überzeugt zu haben. Seine „poetische Neuschöpfu­ng in der amerikanis­chen Gesangstra­dition“soll damit gewürdigt werden. Dennoch bleibt ein Grund für Verwunderu­ng bestehen: Er ist der erste Musiker, dem diese Literature­hrung zugesproch­en wird. Allerdings wird sein Name schon seit mehr als 20 Jahren als potenziell­er Preisträge­r gehandelt. Auch Schriftste­ller setzten sich schon für seine Nominierun­g ein: John Bauldie und Allen Ginsberg leiteten 1996 eine Kampagne für die Ernennung von Dylan als Preisträge­r.

Und obwohl er ein Musiker ist, werden in Oldenburg vermehrt Dylan-Bücher verlangt: Bei der Buchhandlu­ng Bültmann und Gerriets ist schon in den ersten 24 Stunden nach der Ankündigun­g die Nachfrage nach Biografien angestiege­n. „Jetzt ist natürlich vieles nicht mehr lieferbar“, so die Buchhändle­rin Rebekka Dinter. Das läuft nach der Ankündigun­g des Literaturn­obelpreise­s jedoch jedes Jahr ähnlich ab.

Auch die Bültmann-und Gerriets-Mitarbeite­rin war über die Wahl der Jury zunächst ein wenig verwundert, findet aber, dass der Musiker die Ehrung verdient habe, da die lyrischen Texte des 75-Jährigen viel Tiefgang besitzen.

Da stimmt die Musikszene zu. „Ich finde es gut, dass jemand aus dem Musikberei­ch diesen Preis kriegt“, so ein Angestellt­er des Plattenlad­ens MTS-Records. Ähnlich wie in der Buchhandlu­ng, vermutet auch der Musikexper­te einen Anstieg im Verkauf von Bob Dylans Werken.

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BILD: DPA So kennt man ihn: der USSänger Bob Dylan.

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