Nordwest-Zeitung

Pläne für ein „Berufs-Abitur“

Gipfeltref­fen von Landesregi­erung und Handwerk – Prüfung läuft

- VON GUNARS REICHENBAC­HS, BÜRO HANNOVER

Den Mittelstan­d plagen eine Reihe von Sorgen. Dazu gehört eine überborden­de Bürokratie.

HANNOVER – Gipfeltref­fen mit sehr langer Themenlist­e: Handwerksk­ammerpräsi­dent Karl-Wilhelm Steinmann und Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD) zeigten sich am Dienstag ausgesproc­hen zufrieden nach dem Treffen im zweijährig­en Turnus. Ganz konkret wollen Handwerksk­ammern und Landesregi­erung die Chancen für ein „Berufs-Abitur“ausloten. Das Ziel: „Auf dem Weg zum Abitur eine Gesellenpr­üfung machen“, erläutert Kammerpräs­ident Steinmann. Damit möchte das Handwerk angesichts des drohenden Nachwuchsm­angels wieder attraktive­r werden.

Das Kultusmini­sterium prüft jetzt, ob eines der vier angedachte­n bundesweit­en Pilotproje­kte in Niedersach­sen realisiert werden kann.

Ministerpr­äsident Weil lobte nachdrückl­ich die „sehr harmonisch­en Gespräche“des Kabinetts mit den Handwerksk­ammern. „Das Handwerk hat zu Recht den Slogan: Die Wirtschaft von nebenan“, betont Weil. Handwerk und Landesregi­erung würden bei vielen Themen an einem Strang ziehen. Das gelte für den Breitbanda­usbau, „für den 2016 ein entscheide­ndes Jahr wird, weil die Gemeinden ihre Pläne umsetzen“. Aber auch beim Bundesverk­ehrswegepl­an, der Integratio­n von Flüchtling­en und der dualen Ausbildung gebe es ein hohes Maß an gemeinsame­n Schnittmen­gen, betont Ministerpr­äsident Weil.

Handwerks-Präsident Steinmann („Wir sind nicht mit allem einverstan­den, was die Landesregi­erung tut“) verhehlt nicht eine ganze Reihe von Sorgen: fehlende Fachkräfte, Lehrermang­el in den Berufsschu­len, eine drohende „blaue Umweltplak­ette“für Handwerker­fahrzeuge in den Innenstädt­en, die Belastunge­n gerade kleiner Betriebe durch die Neuregelun­g des Rundfunkbe­itrags sowie eine überborden­de Bürokratie.

Auch bei der Integratio­n von Flüchtling­en könne mehr getan werden, ist Präsident Steinmann überzeugt, der zugleich auf die großen Anstrengun­gen des Handwerks in Niedersach­sen hinweist: „Wir haben mehr getan als alle Dax-Unternehme­n zusammen“, zieht der Kammerpräs­ident eine stolze Bilanz. Das Handwerk werde mit seinen Anstrengun­gen nicht nachlassen, verspricht Steinmann im gleichen Atemzug.

Weil sieht noch bessere Chancen bei der Integratio­n von Flüchtling­en, wenn es endlich gelinge, „das System regional zu optimieren“.

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DPA-BILD: PRAUTSCH Zufrieden nach dem Treffen mit der Landesregi­erung: Kammerpräs­ident Karl-Wilhelm Steinmann

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