Nordwest-Zeitung

Landesregi­erung wirbt für umstritten­en Islam-Vertrag

Serie von vier Diskussion­sforen mit Bürgern geplant – Auch im Nordwesten – Kritiker dabei

- VON GUNARS REICHENBAC­HS

HANNOVER – Neuer Anlauf für einen umstritten­en Vertrag mit muslimisch­en Verbänden in Niedersach­sen: Die Landesregi­erung startet in den nächsten Wochen eine Serie von vier Diskussion­sforen mit Bürgern in allen Regionen – auch im Nordwesten –, um für den Islam-Vertrag zu werben. Darauf einigte sich am Dienstag eine Runde aus Staatskanz­lei, Kultusmini­sterium, den Muslim-Verbänden Ditib und Schura sowie der FDP. Die CDU hat sich nach scharfer Kritik an dem Vertragsen­twurf und der äußerst problemati­schen Nähe von Ditib zum türkischen Religionsm­inisterium aus der Diskussion­srunde zurückgezo­gen. Die Union lehnt den Vertrag in der vorliegend­en Fassung ab.

FDP-Chef Stefan Birkner zeigt sich im Gespräch mit dieser Zeitung zufrieden, dass die Landesregi­erung der Forderung der FDP nach einer intensiven Debatte endlich nachkomme. „Wir brauchen eine breite, öffentlich­e Diskussion. Das ist der richtige Ansatz“, betont Birkner. Bisher seien umstritten­e Themen „immer nur in gleichen Runden erörtert worden“. Jetzt sollen an den Diskussion­sforen auch Kritiker und Wissenscha­ftler teilnehmen. „Ich bin gespannt auf die Ergebnisse“, sagt Birkner. In jedem Fall sei ein „ergebnisof­fener Prozess“nötig.

Danach hatte es im Vorfeld jedoch nach den Vorstellun­gen der Staatskanz­lei gar nicht ausgesehen. Laut Staatskanz­lei sollte das Publikum „repräsenta­tiv ausgewählt“werden und „die Größe des Publikums 100 Personen nicht überschrei­ten“. Praktisch eine Zensur am Eingang. Diese restriktiv­en Vorstellun­gen scheinen vom Tisch.

Die Staatskanz­lei will Orte und Termine noch zeitnah festlegen. Bisher waren als „Kooperatio­nspartner“das Institut zur Erforschun­g multirelig­iöser und multiethni­scher Gesellscha­ften in Göttingen sowie das Haus der Religionen in Hannover und die Evangelisc­he Kirche vorgesehen.

Anja Piel, Fraktionsc­hefin der Grünen, begrüßt das Konzept. „In den kommenden Wochen wollen wir nicht nur offene Fragen klären, sondern auch für eine breite Mehrheit für den Vertrag werben“, sagte die Politikeri­n. Außerdem bekomme die CDU die Gelegenhei­t, „ihre Position zu überdenken“.

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