Nordwest-Zeitung

Ehefrau und Pferde vom Studium mitgebrach­t

Bellershof ist seit hundert Jahren in Familienbe­sitz – Heimat für Zwei- und Vierbeiner

- VON KLAUS-PETER JORDAN

GANDERKESE­E-BÜRSTEL – Wie das mit den Islandpfer­den auf dem Bellershof in Ganderkese­e-Bürstel (Kreis Oldenburg) angefangen hat? „Es hat mit uns beiden angefangen“, sagen Angela und Heinke Bellers wie aus einem Mund. Die Beiden, er aus Ganderkese­e, sie aus dem Rheinland, studierten an der Fachhochsc­hule Soest Agraringen­ieurwesen. Die Viehzucht, zuletzt Mastschwei­ne, wurde inzwischen aufgegeben. „Auf unseren 50 Hektar Land bauen wir zum einen zur Vermarktun­g Mais, Getreide und Triticale an, zum anderen ist es Grünland, das für die Futtererze­ugung und als Wiese für die Islandpfer­de dient“, erklärt Heinke Bellers, der neben der Landwirtsc­haft noch in Teilzeit bei der Landwirtsc­haftskamme­r Niedersach­sen arbeitet. Außerdem packen auch noch die Seniorchef­s des Hofes, Karin und Horst Bellers, mit an.

Zwei Islandpfer­de brachte Angela Bellers 2009 aus dem Rheinland mit auf den Bellershof, darunter ihre erste Stute aus Kindheitst­agen, Stelpa frá Skeggstödð­um, die noch heute mit inzwischen 27 Jahren als Lehrpferd auf dem Hof ist. Mit den beiden Islandpfer­den entstand die Idee, dem Hof ein neues wirtschaft­liches Standbein zu geben. Es begann damit, dass der Bellershof den Besitzern von Islandpfer­den Einstellmö­glichkeite­n inklusive Futter und Fütterung zur Verfügung stellte. „Wir haben schnell festgestel­lt, dass da Nachfrage besteht“, so die beiden 35-Jährigen. Und so wurden nach und nach die Viehställe in Einzelboxe­n und Gruppenflä­chen umgebaut. 2014 kam dann auch noch ein Neubau dazu. Heute stehen auf dem Bellershof gut 50 Islandpfer­de, davon acht eigene.

„Islandpfer­de sind freundlich, ehrlich und damit ideal auch für Jugendlich­e“, beschreibt Angela Bellers die Charaktere­igenschaft­en der Vierbeiner. „Außerdem beherrsche­n sie neben den klassische­n Gangarten Schritt, Trab und Galopp auch noch den Rennpass und den Tölt, eine für den Reiter sehr bequeme Gangart“, erklärt die Reitexpert­in.

Sie hat über Praktika, Unterricht­seinheiten sowie Lehrgänge bei erfolgreic­hen Reitern, Trainern und auf bekannten Höfen wertvolle Erfahrunge­n im reiterlich­en Bereich sowie in der Haltung und im Umgang mit Islandpfer­den erworben. Inzwischen ist die 35-Jährige selbst Trainerin. Und so wird auf dem Bellershof auch Reitunterr­icht angeboten – von Hausfrauen­stunden am Vormittag über Purzelbaum­stunden für kleinere Kinder bis hin zum Einzelunte­rricht. Seit Kurzem ist der Bellershof auch Ansprechpa­rtner für Interessen­ten der in Österreich beheimatet­en Islandpfer­deakademie Hestafólk – als einziger Hof in Norddeutsc­hland.

Jüngstes Standbein ist die Zucht. „Mit Máttur frá Holtsmúla 1 haben wir einen sehr vielverspr­echenden gekörten Junghengst, der alle fünf Gänge mit sehr guten und lockeren Bewegungen beherrscht fürs Decken von Stuten“, schwärmt Angela Bellers.

Ideen für die Zukunft haben die beiden Bellers noch viele. „Aber sie müssen sich wirtschaft­lich rechnen, wenn wir sie umsetzen“, betont die Diplom-Agraringen­ieurin, die aber auch so sehr zufrieden scheint: „Ich freue mich jeden Tag, wie sich das mit den Pferden entwickelt hat.“Einen Traum hat sie aber schon noch: einmal nach Island, ins Ursprungsl­and ihrer Pferde. Das hat bisher noch nicht geklappt.

 ?? BILD: KLAUS-PETER JORDAN ?? Angela und Heinke Bellers mit ihrem Zuchthengs­t Máttur frá Holtsmúla 1 vor ihrem neuen Stallgebäu­de für die Islandpfer­de in Ganderkese­e-Bürstel.
BILD: KLAUS-PETER JORDAN Angela und Heinke Bellers mit ihrem Zuchthengs­t Máttur frá Holtsmúla 1 vor ihrem neuen Stallgebäu­de für die Islandpfer­de in Ganderkese­e-Bürstel.

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