Nordwest-Zeitung

Theater für seelische Gesundheit

- VON NINA JANSSEN

Der Oldenburge­r Moritz Herrmann nahm gerade Kurs auf Mauritius. Ein Schiffssch­aden brachte den leidenscha­ftlichen Segler in Lebensgefa­hr.

OLDENBURG/MAURITIUS – Moritz Herrmann blickt über die Weiten des Ozeans. Hinter ihm der Sonnenunte­rgang, vor ihm der Sonnenaufg­ang. Er segelt in den Horizont hinein, es ist warm, seine „Fidel“gleitet vor sich hin. Den Tag, den Wind, die See – all das hat er ganz für sich allein. Fast 2000 Kilometer trennen ihn von jeglicher Zivilisati­on. In zehn Tagen wäre er in Rodrigues, einer Insel, die zu Mauritius gehört. Dann muss er auf einmal blitzschne­ll reagieren.

Vorne am Bug reißt die Rollreffan­lage heraus. Sie ist mit der Spitze des Mastes verbunden, und jetzt schleudert der schwere Rollkorb samt Segel um das Boot herum. Die See ist stürmisch, ein heftiger Wind weht. Wie eine Abrissbirn­e donnert das schwere Teil immer wieder gegen die Bootswand. „Wenn es mich getroffen hätte, wäre ich zermatscht“, sagt Herrmann. Es folgt ein tagelanger Kampf mit der gebrochene­n Anlage.

Kurze Verschnauf­pausen

„Ich bin immer wieder aufgestand­en, da hat mich schon die nächste Böe umgeworfen“, berichtet er. Der Sturm schleudert Herrmann hin und her, er versucht sich an der Reling festzuhalt­en, blutet an den Händen und Füßen. Als es ihm durch etwas Glück gelingt, die Anlage mit einer Leine an der Reling zu befestigen, hat er nur eine kurze Verschnauf­pause.

Weil die Mastspitze nun nicht mehr mit dem Bug verbunden war, drohte der Mast jederzeit einzustürz­en. Als wäre das nicht schon genug, fällt eine Leine ins Meer, wickelt sich um die Bootsschra­ube. Herrmann hat keine andere Wahl, als ins Wasser zu steigen: Ohne Segel und ohne Motor kann er nicht weiter fahren. Noch immer bebt der Sturm. „Das auf- und niedersaus­ende Heck drohte mich zu erschlagen. Ich hatte Todesangst dort unten.“Irgendwie schafft er es.

Schiffbruc­h

Er startet den Autopilote­n und kann wieder durchatmen. In der Nacht dann die nächste Überraschu­ng: „Fidel“taumelt wieder quer zur Seite, schleudert Herrmann sprichwört­lich aus dem Bett. Das Steuerrad reagiert nicht, alle Dichtungen tropfen, überall ist Öl. „Ich kramte das einzige Bier heraus, das ich hatte, band mich fest, um es trinken zu können“, erinnert er sich, „ich schaute aufs Meer, und da wusste ich, Moritz, du hast verloren.“Es OLDENBURG/LR – Zu einer Theaterauf­führung mit der Gruppe „Wat Ihr Wollt“lädt das Bündnis gegen Depression Weser-Ems am Freitag, 21. Oktober, ein. Ab 20 Uhr wird es auf Bühne 1 des Unikums (Ulhornsweg) ein Improvisat­ionstheate­r zu Stichworte­n und Reaktionen aus dem Publikum zum Thema seelische Gesundheit im Allgemeine­n und die Krankheit Depression im Besonderen geben. Alles andere vollzieht sich im Miteinande­r von Spielern und Publikum, wodurch einzigarti­ge Szenen entstehen, die es vorher noch nie gegeben hat und die es auch nachher nicht wieder geben wird.

„Das Bündnis gegen Depression Weser-Ems möchte mit dieser Aktion dazu beitragen, das das Sprechen, Nachdenken und das sich beschäftig­en mit seelischer Gesundheit alltagstau­glich wird“, so Prof. Alexandra Philipsen, Projektlei­terin des Bündnisses. Die Aufführung findet zum Abschluss der bundesweit­en Wochen der seelischen Gesundheit (bis 21. Oktober) statt.

Der Eintritt ist frei. Einlass ist um 19.30 Uhr. P@ Mehr Infos zum Programm unter ww.karl-jaspers-klinik.de

 ??  ?? Diesen Weg nahm die „Fidel“von Moritz Herrmann im Indischen Ozean – zwischen Rodrigues und Kokosinsel kam es schließlic­h zum Schiffbruc­h.
Diesen Weg nahm die „Fidel“von Moritz Herrmann im Indischen Ozean – zwischen Rodrigues und Kokosinsel kam es schließlic­h zum Schiffbruc­h.

Newspapers in German

Newspapers from Germany