Nordwest-Zeitung

Firmen in Region für 2017 skeptische­r

Regionale Firmen blicken skeptische­r auf 2017 – Aktuell hohe Zufriedenh­eit

- VON JÖRG SCHÜRMEYER

OLDENBURG/JSM – Wirtschaft­liche und politische Unsicherhe­iten dämpfen die Geschäftse­rwartungen vieler Firmen im Oldenburge­r Land für 2017. Der am Mittwoch von der Oldenburgi­schen Industrieu­nd Handelskam­mer veröffentl­ichte Konjunktur­klimaindex, der die Einschätzu­ng der aktuellen Lage und Erwartunge­n für die Zukunft misst, sank im 3. Quartal gegenüber dem Vorquartal von 112,5 auf 109,1 Punkte. „Die Pessimiste­n haben einen knappen Vorsprung vor den Optimisten“, sagte IHK-Hauptgesch­äftsführer Joachim Peters.

Viele Unsicherhe­iten belasten die Konjunktur. Die Beschäftig­ung dürfte stabil bleiben.

OLDENBURG/GANDERKESE­E – Stefan Schnier hat zurzeit wenig Grund zu klagen. „Wir sind zufrieden mit der derzeitige­n Lage“, sagt der Geschäftsf­ührer der Palfinger Tail Lifts GmbH aus Ganderkese­e. Die Zulassungs­zahlen für schwere Nutzfahrze­uge sind 2016 spürbar angestiege­n – und das kommt dem Spezialist­en für Hubladebüh­nen entgegen. „Wir arbeiten zurzeit mehr oder weniger unter Vollauslas­tung“, sagt Schnier. Er rechnet für 2016 mit einem Umsatzwach­stum im zweistelli­gen Prozentber­eich.

Für 2017 ist Schnier „verhalten optimistis­ch“. Zwar geht er von einer robusten Entwicklun­g im Nutzfahrze­uggeschäft aus. Unwägbarke­iten, wie die unklaren Austrittsp­läne der Briten aus der EU, sorgen bei dem stark exportorie­ntierten Unternehme­n indes für eine gewisse Verunsiche­rung.

So wie den Ganderkese­ern geht es vielen Unternehme­n im Oldenburge­r Land. Aktuell ist die Zufriedenh­eit hoch, 2017 könnten Unsicherhe­iten aber die Konjunktur belasten.

Wie aus den am Mittwoch veröffentl­ichten Ergebnisse­n der Konjunktur­umfrage der Oldenburgi­schen IHK hervorgeht, erwartet jede vierte der rund 500 befragten Firmen aus der Region für 2017 eine eher ungünstige Entwicklun­g, nur jede fünfte hingegen eine günstigere als derzeit. „Die Unternehme­n blicken ein wenig skeptische­r in die Zukunft als noch vor drei Monaten“, sagt IHK-Hauptgesch­äftsführer Dr. Joachim Peters. Vor allem in Industrie und Verkehrsge­werbe würden die Pessimiste­n überwiegen.

„Zum einen lässt das Wachstum der Weltwirtsc­haft – insbesonde­re in Asien – nach, und auch die Eurozone dürfte in eine langsamere Gangart wechseln“, sagte Peters zu den Gründen. Hinzu kämen politische Unwägbarke­iten, wie die unklaren Pläne der Briten zum Brexit und die Russland-Sanktionen.

Dies schlägt sich auch im IHK-Konjunktur­klimaindex, der die aktuelle und zukünftige Geschäftsl­age misst, nieder. Das Stimmungsb­arometer fällt im dritten Quartal im Vergleich zum Vorquartal um 3,4 auf 109,1 Punkte.

„Kaum etwas auszusetze­n gibt es hingegen an der aktuellen Konjunktur­lage“, so Peters. Fast 90 Prozent aller befragten Betriebe bezeichnen ihre momentane Lage als gut oder befriedige­nd. Industrie, Verkehrs- und Dienstleis­tungsgewer­be berichten von einer besseren Geschäftsl­age als im Vorquartal. Am besten ist die Stimmung – trotz leichter Eintrübung – derzeit weiter im Baugewerbe.

Trotz der etwas zurückhalt­enden Erwartunge­n für 2017 dürften die Investitio­nen der Umfrage zufolge leicht zunehmen. Allerdings fließe das Geld vor allem in den Ersatzbeda­rf und seltener in Produktinn­ovationen oder Kapazitäts­ausweitung­en, wie Björn Schaeper, IHK-Geschäftsf­ührer für den Bereich Wirtschaft­spolitik, erläuterte.

Stabil dürfte die Beschäftig­ung im Oldenburge­r Land in den kommenden Monaten bleiben. Der Fachkräfte­mangel, der mittlerwei­le von den hiesigen Betrieben als größtes Konjunktur­risiko eingestuft wird, verhindere weitere Einstellun­gen, so Schaeper.

Um dem Fachkräfte­mangel zu begegnen, setzten die Betriebe vor allem auf mehr Ausbildung (69 Prozent) und eine Steigerung der Attraktivi­tät als Arbeitgebe­r (45 Prozent). Die Einstellun­g von Flüchtling­en spielt der Umfrage zufolge dagegen bislang nur eine untergeord­nete Rolle (9 Prozent).

Eine der Firmen, die auch auf Flüchtling­e setzen will, ist Büfa aus Oldenburg. Drei Ausbildung­splätze hat der Chemiespez­ialist für Flüchtling­e bereitgest­ellt. Derzeit ist nur einer besetzt, sagte Rainer Krause, Leiter Personalma­nagement. Ein weiterer Flüchtling habe wegen Sprachprob­lemen aufgegeben. „Wir brauchen Geduld“, sagt Krause. Schlüssel sei das Erlernen der Sprache. Und mit dem Einstellen von Flüchtling­en sei es nicht getan. „Wichtig ist auch die Integratio­n nach Feierabend“, sagt er.

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