Nordwest-Zeitung

Konzerne können sich der Kosten nicht entziehen

- VON TOBIAS SCHMIDT, BÜRO BERLIN

FRAGE: Kaufen sich die Atomkonzer­ne aus ihrer Haftung für den Atommüll frei? TRITTIN: Nein, das Verursache­rprinzip konnte deutlich verbessert werden. Die Unternehme­n müssen bis 2040 rund 60 Milliarden Euro für die Stilllegun­g und den Rückbau ihrer Atomkraftw­erke aufbringen. Die Konzerne können sich der Kosten nicht entziehen. Außerdem müssen die Unternehme­n das für die Zwischenun­d Endlagerun­g zurückgele­gte Geld nun bar an einen öffentlich­en Fonds überweisen und zusätzlich einen Aufschlag von 35 Prozent als Risikovors­orge zahlen. Die Gefahr, dass der Steuerzahl­er für den Atomaussti­eg noch einmal zur Kasse gebeten wird, ist durch die Regelung deutlich verringert worden. FRAGE: Die vier Konzerne sollen knapp 24 Milliarden Euro an den Staatsfond­s überweisen. Wird das Geld reichen? Schließlic­h beginnt die Endlagerun­g erst in vielen Jahrzehnte­n. TRITTIN: Ja, denn der Fonds wird durch die Verzinsung stetig wachsen, und zwar umso stärker, je länger der Zeitraum wird. Nach unseren Berechnung­en könnte man 2090 fast hundert Milliarden Euro für die Endlagerun­g zur Verfügung haben. FRAGE: Wer kontrollie­rt die Verwendung des Geldes? TRITTIN: Wir müssen dafür sorgen, dass der Bundestag an der Verwaltung dieses Fonds beteiligt wird. Es geht immerhin um ein Volumen von einem Drittel des Bundeshaus­haltes. FRAGE: Der Bundestag muss dem Pakt noch zustimmen. Wann rechnen Sie mit dem Inkrafttre­ten des Gesetzes? TRITTIN: Wir sollten uns alle darum bemühen, dass das Gesetz so früh wie möglich in Kraft tritt, das wäre wohl der 1. Februar. Der Grund: Mit jedem Monat verändert sich die Berechnung­sgrundlage. Eine Verzögerun­g dürfte es für die Unternehme­n noch teurer machen. FRAGE: Welches Risiko bleibt bestehen? TRITTIN: Der Konsens in der Frage des Ausstiegs steht. Wir haben mittlerwei­le auch eine Einigung in der Frage der Endlagersu­che. Und jetzt gibt es eine finanziell­e Sicherheit, um das Endlager für den gefährlich­sten Müll der Welt auch bauen zu können. Das alles ist eine gute Grundlage. Wenn es insgesamt in der Energiewen­de einen so breiten Konsens gäbe, hätten wir auch nicht so viele Schwierigk­eiten, unsere Klimaziele zu erreichen.

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BILD: BEGEROW

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