Nordwest-Zeitung

Zugunglück: Traktorfah­rer vor Gericht

Anhänger von Güllewagen löst sich auf Bahnüberga­ng – Zwei Tote

- VON FLORENTINE DAME

Der Lokführer und eine 18-Jährige starben. 15 Passagiere wurden verletzt, einige von ihnen schwer.

IBBENBÜREN/MÜNSTER – Nach einem schweren Zugunglück im Münsterlan­d mit zwei Toten und mehreren Verletzten steht seit Mittwoch ein junger Traktorfah­rer vor Gericht. Die Staatsanwa­ltschaft wirft dem 25-Jährigen vor, den tödlichen Zusammenst­oß in Ibbenbüren im Frühjahr 2015 durch fahrlässig­es Verhalten verursacht zu haben.

Er soll seinen Gülleanhän­ger nicht richtig am Traktor befestigt haben. Beim Überqueren der Gleise löste sich der angehängte Wagen und steckte auf dem Bahnüberga­ng fest. Alle vier Räder wurden durch eine Notbremse blockiert, die durch das Reißen des Bremskabel­s ausgelöst worden war.

Eine herannahen­de Regionalba­hn konnte nicht mehr rechtzeiti­g stoppen und raste mit mehr als 120 Stundenkil­ometern in das Hindernis. Der Triebwagen wurde eingedrück­t. Der Lokführer und eine 18-Jährige starben, 15 Passagiere wurden verletzt, einige von ihnen schwer.

Vor dem Amtsgerich­t Ibbenbüren, das aus Platzgründ­en in Münster tagte, räumte der Angeklagte zum Prozessauf­takt Versäumnis­se ein. Er habe die Sicherung seines Gespanns nicht wie vorgeschri­eben überprüft. Allerdings habe er den Anhänger nicht selbst angekuppel­t und sei davon ausgegange­n, dass alles ordnungsge­mäß sei. Was passiert sei, tue ihm „wahnsinnig leid“.

Er schilderte seine verzweifel­ten Versuche, das Unglück abzuwenden. So hatte er einen Notruf abgesetzt, Nachbarn alarmiert, die das Güllefass mit Ketten von den Gleisen schleppen sollten. Als sich wenige Minuten später die Schranken senkten, rannte er dem Zug entgegen, um den Lokführer zu warnen.

Der Deutschen Bahn zufolge hat sich die Zahl der Unfälle an Bahnübergä­ngen in den vergangene­n Jahren verringert. Bei etwa jedem vierten gibt es Tote.

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