VW-Markenchef bringt Mehrarbeit in Spiel
Fünf Stunden mehr für Tausende Fachkräfte – Keine betriebsbedingten Kündigungen
Zur Diskussion steht offenbar auch die Übernahme von Leiharbeitern. Der Betriebsrat fordert eine Perspektive für alle VW-Standorte.
WOLFSBURG – Der im Dieselskandal steckende Autobauer VW will seine gewinnschwache Pkw-Kernmarke mit einem milliardenschweren Sparprogramm auf Trab bringen. VW-Markenchef Herbert Diess brachte zudem für Tausende Fachkräfte fünf Stunden mehr Arbeitszeit pro Woche ins Spiel.
Am Donnerstag sprach er im Wolfsburger Stammwerk bei einer Betriebsversammlung von einer 40-StundenWoche für die Mitarbeiter in der Technischen Entwicklung (TE). Bisher gilt für sie laut VW-Haustarif in aller Regel eine 35-Stunden-Woche.
Laut „bild.de“sollen auch Leiharbeitskräfte nicht mehr übernommen werden. Bisher wurden sie in der Regel nach drei Jahren fest angestellt. Ein VW-Sprecher sagte, dass es noch keine Entscheidung in Sachen Leiharbeiter gebe.
Generell will Volkswagen mit einem „Zukunftspakt“bis Ende 2020 bei der Pkw-Kernmarke rund 3,7 Milliarden Euro Sparvolumen freischaufeln. Teile dieser Zielsumme resultierten bereits aus Ansätzen aus dem 2014 gestarteten Effizienzprogramm.
Das Treffen in Wolfsburg mit rund 20 000 Mitarbeitern war nicht öffentlich. Aus dem Umfeld von Diess verlautete, dass die zusätzlichen fünf Wochenstunden auf jeden Fall bezahlt werden würden. VWBetriebsratschef Bernd Osterloh betonte am Abend: „Wir haben heute schon die Möglichkeit, über Mehrarbeit oder den Arbeitszeitfixpunkt flexibel zu reagieren.“
Ein noch unter dem damaligen Konzern- und Markenchef Martin Winterkorn aufgelegtes Effizienzprogramm hatte als Sparziel, die jährlichen Kosten von 2014 bis 2017 um fünf Milliarden Euro zu drücken. Damals ging es vor allem um die Struktur des Autobauers, um verbesserten Einkauf und weniger Doppelarbeit in der Entwicklung.
Das neue Ziel von 3,7 Milliarden Euro aus dem Zukunftspakt, den Betriebsrat und Unternehmen derzeit verhandeln, könne nicht auf die fünf Milliarden aus dem Effizienzprogramm addiert werden, hieß es aus Konzernkreisen. Teils überschnitten sich die Programme. Der Zukunftspakt soll in den nächsten Wochen stehen.
Der VW-Betriebsrat hat für den Zukunftspakt laut dpa einige Punkte als nicht verhandelbar erklärt. Betriebsbedingte Kündigungen dürfe es nicht geben und an bestehenden Verträgen wie dem VWHaustarif – mit Regeln etwa für Einkommen und Arbeitszeit – sei nicht zu rütteln.
Eine Forderung, mit der sich Osterloh wohl durchsetzen konnte. In einer gemeinsamen Mitteilung von VW und Betriebsrat hieß es am Donnerstag, betriebsbedingte Kündigungen seien vom Tisch. „Wir müssen die Mannschaft verkleinern, aber es wird keine Kündigungen geben“, sagte Diess.
Außerdem zog der Betriebsrat eine weitere rote Linie ein: Die schwierige Situation sei nur zu meistern, „wenn wir für alle Standorte eine klare Zukunftsperspektive, neue Produkte und damit langfristig sichere Arbeitsplätze erhalten“, sagte Osterloh.