Nordwest-Zeitung

Hasskampag­ne

- VON ALEXANDER WILL

Gespenstis­ch: Im Jahre 2016 diskutiert man in Deutschlan­d allen Ernstes, ob eine Bewegung, die den Staat Israel abschaffen will, antisemiti­sch ist. Wie anders soll man es nennen, wenn der einzige Ort, an dem Juden im Ernstfall sicher sind, durch die Hintertür zerstört werden soll?

Geschickt verpackt, ist die Kampagne für „Boykott, Desinvesti­tionen und Sanktionen“(BDS) nichts anderes als alter antisemiti­scher Wein in neuen Schläuchen. Da wird etwa behauptet, die Juden hätten einen rassistisc­hen Apartheids­taat aufgebaut. Sicher – es gibt in den Behörden durchaus Willkürent­scheidunge­n gegen Araber. Nur: Die israelisch­en Gesetze verbieten das, und diese Verbote sind einklagbar. Israel ist ein Rechtsstaa­t, und das ist der entscheide­nde Unterschie­d zum Apartheid-Regime Südafrikas. Wer mit offenen Augen durch Israel geht, sieht in Universitä­ten, Restaurant­s oder Hotels nicht das geringste Anzeichen von Rassentren­nung. Es ist dies das alte Spiel der Dämonisier­ung von Juden. Waren es früher angebliche „Ritualmord­e“, so ist es heute herbeifant­asierte Apartheid.

Die BDS-Kampagne hält zudem bewusst offen, welches „arabische Land“sie meint, wenn sie das Ende von „Besetzung“fordert. Palästinen­serorganis­ationen bezeichnen damit in der Regel das gesamte Gebiet zwischen Jordan und Mittelmeer. Ein trojanisch­es Pferd ist auch das „Rückkehrre­cht für Flüchtling­e“. Da sich – einmalig in der Welt – der Flüchtling­sstatus palästinen­sischer Araber vererbt, sollen fünf Millionen „Flüchtling­e“, die nie in Israel waren, dorthin zurückkehr­en. Damit wären Juden eine Minderheit, Israel Geschichte. Geschichte ist ebenfalls ein gutes Stichwort. BDS ist notorisch für eine verdrehte Version von Geschichte, in der Israel zu einem Produkt finsterer, brutaler Mächte wird. Gewohnheit­smäßig wird darüber hinaus arabischer Terror verschwieg­en – Messer- und Raketenang­riffe auf Juden sind kein Thema.

Ist die Kampagne aber wenigstens pro-palästinen­sisch? Nein, ist sie nicht, denn sie heuchelt nur Interesse an den Menschen. Sonst würde sie Hamas-Morde an „Kollaborat­euren“verurteile­n und die diebischen Eliten der palästinen­sischen Autonomieb­ehörde anprangern. Das zeigt: Es geht eben nicht um Palästinen­ser – sondern um Judenhass.

@ Den Autor erreichen Sie unter Will@infoautor.de

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany