Nordwest-Zeitung

„Reichsbürg­er“ärgern die Justiz

Landeskrim­inalamt registrier­t 40 Vorfälle in zwei Jahren

- VON GUNARS REICHENBAC­HS, BÜRO HANNOVER

Ministerin NiewischLe­nnartz klagt über eine Klageflut. Auch Beleidigun­gen gehören dazu.

HANNOVER – Die selbst ernannten „Reichsbürg­er“, die die Existenz der Bundesrepu­blik leugnen, ärgern zunehmend die niedersäch­sische Justiz. Das Landeskrim­inalamt registrier­te allein zwischen 2013 und 2015 insgesamt 40 Vorfälle, davon 20 strafrecht­lich relevante. Laut Justizmini­sterium gehören dazu Bedrohunge­n, Beleidigun­gen und Belästigun­gen. Die Opfer: Gerichtsvo­llzieher, zwei Amtsrichte­r, fünf Mitarbeite­r im Justizvoll­zug oder am Verwaltung­sgericht. Das geht aus der Antwort der Landesregi­erung auf eine Anfrage des CDU-Innenpolit­ikers Thomas Adasch hervor.

Weil „Reichsbürg­er“der Bundesrepu­blik jede Legitimati­on absprechen, zahlen sie oftmals keine Steuern, widersetze­n sich Zwangsvoll­streckunge­n, treten bei Prozessen als Störer auf, bieten sich als „Rechtsbeis­tand“an und überziehen Gerichte mit Klagen gegen die Bundesrepu­blik und für den Fortbestan­d des „Deutschen Reiches“. Missliebig­e Angehörige der Justiz werden „mit amtlich anmutenden Schreiben und „Verfügunge­n“überzogen“, klagt Justizmini­sterin Antje Niewisch-Lennartz (Grüne). Sie hat reagiert. Mitarbeite­r erhalten „Handreichu­ngen“für den Umgang mit „Reichsbürg­ern“. Im Klagefall gibt das Ministeriu­m Unterstütz­ung. Auch Amtsvorgän­ger Bernd Busemann (CDU) hatte wiederholt Ärger mit „Reichsbürg­ern“, die mit fiktiven „Fahrerlaub­nissen des Deutschen Reiches“auf Niedersach­sens Straßen unterwegs waren. Immer wieder tauchen „Reichsausw­eise“auf.

Nach den tödlichen Schüssen eines „Reichsbürg­ers“auf Polizisten in Bayern weist Brandenbur­g darauf hin, dass dieser Personenkr­eis im Land vom Waffenbesi­tz ausgeschlo­ssen ist. „Reichsbürg­er gelten durchweg als nicht zuverlässi­g im Sinne des Waffengese­tzes, erhalten deshalb auch keine waffenrech­tlichen Erlaubniss­e“, sagte der stellvertr­etende Innenminis­teriumsspr­echer Wolfgang Brandt am Freitag.

Bei der Landespoli­zei in Sachsen-Anhalt gibt es vier Disziplina­rverfahren gegen Bedienstet­e, die sogenannte „Reichsbürg­er“sein sollen. Zuvor hatte Bayerns Innenminis­terium bestätigt, dass gegen vier Polizisten der Verdacht bestehe, sie könnten der „Reichsbürg­er“-Bewegung angehören.

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