Paritätischer steigt aus Suchtklinik aus
Alle Anteile an Diakonie verkauft – Abstimmungsprobleme sollen der Grund sein
Die Rentenversicherung will zwischen den bisherigen Partnern vermitteln. Der kirchliche Wohlfahrtsverband ist nun alleiniger Gesellschafter der Fachklinik.
OLDENBURG – Die Behandlungsbücher zugeklappt hat der Paritätische Wohlfahrtsverband in der Fachklinik Weser Ems: Die Zusammenarbeit mit dem Diakonischen Werk in der im Bau befindlichen Klinik in Kreyenbrück zur Rehabilitation von Menschen mit Suchterkrankungen ist offenbar beendet.
Wie die Ð erfuhr, hat der Landesverband seinen Gesellschaftsanteil an den bisherigen Partner verkauft – dies gleichwohl relativ günstig: Dem Vernehmen nach betrug die gemeinsame Einlage 50000 Euro. Das macht bei einem 45 Prozent-Anteil, den der Paritätische an der GmbH hielt, lediglich 22500 Euro. Damit ist die Diakonie im Oldenburger Land fortan alleiniger Gesellschafter der Fachklinik. „In gegenseitigem Einvernehmen“, so heißt es in einer knappen Stellungnahme des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Niedersachsen auf Ð -Nachfrage, sei die Übertragung des Gesellschaftsanteils erfolgt.
Diesem eher nüchternen Ende scheint ein intensiver Austausch vorangegangen zu sein, offenbar gab es erhebliche Abstimmungsschwierigkeiten, auch hierarchische Fragen sollen dabei eine Rolle gespielt haben. Dass es sich bei diesem Verbund ohnehin um eine Zweckehe handelte, war relativ früh klar. Viele Jahre brauchte es, um die Vertragspartner in einer GmbH überein zu bringen – es war der „ausdrückliche Wunsch“der Deutschen Rentenversicherung, deren dezentrale kleinere Kliniken und Angebote zu bündeln.
Zehn Millionen Euro hat das Diakonische Werk als Bauherr in den Standort Alter Postweg investiert, im Mai 2017 soll die Fachklinik eröffnet werden. „Ein einmaliges Vorzeigeprojekt“, hatte die Diakonie bei der Grundsteinlegung wegen der besonderen Verbindung von weltlichem und kirchlichem Wohlfahrtsverband frohlockt. Vielleicht war der zunehmend enge Zeitplan bei den Abstimmungen nun ja auch das Zünglein an der Waage.
An der Klinik gebe es zwar nichts zu rütteln, sagte Diakonie-Vorstand Thomas Feld auf Ð -Nachfrage, dennoch werde der Plan nun etwas durcheinander gewirbelt. Lücken, die der Ausstieg des Partners verursacht habe, müssten gestopft werden. Das KlinikKonzept sei zwar bereits fertig, müsse aber noch einmal überarbeitet und der Rentenversicherung vorgelegt werden. Offene Fragen beträfen nun fehlendes Personal, das die Paritäter-Tochter Parlos stellen sollte. Und auch die Belegungszahlen gerieten erneut in den Fokus. Für die Rentenversicherung als Leistungsträger sei diese Entwicklung „überraschend“gekommen, so deren Sprecher Thomas Rathmann am Freitag. Die künftigen Pläne des Paritätischen seien noch nicht bekannt, man setze zeitnah auf Gespräche aller Beteiligten, heißt es. Und: „Wir hoffen, dass es noch eine weitere Zusammenarbeit geben kann.“
Für die Versorgung in der Region sehe man aber keine Probleme, so Rathmann. Sowohl aus Patientensicht, als auch mit Blick auf die Belegung und damit auf die Bedarfe der Diakonie. Schließlich wurde die verfügbare Bettenzahl bei dieser Zentralisierung deutlich auf 80 Plätze reduziert. Das wurde zunächst bedauert, dürfte bei der aktuellen Konstellation und angesichts ungewisser Planungen des Paritätischen nun aber sogar von Vorteil sein.
„Beide Träger streben auch in Zukunft eine weitere konstruktive Zusammenarbeit an und werden die Versorgung suchterkrankter Menschen im Bereich Oldenburg / Oldenburger Land sicherstellen“, heißt es dazu in der Stellungnahme des Landesverbands.