Nordwest-Zeitung

Paritätisc­her steigt aus Suchtklini­k aus

Alle Anteile an Diakonie verkauft – Abstimmung­sprobleme sollen der Grund sein

- VON MARC GESCHONKE

Die Rentenvers­icherung will zwischen den bisherigen Partnern vermitteln. Der kirchliche Wohlfahrts­verband ist nun alleiniger Gesellscha­fter der Fachklinik.

OLDENBURG – Die Behandlung­sbücher zugeklappt hat der Paritätisc­he Wohlfahrts­verband in der Fachklinik Weser Ems: Die Zusammenar­beit mit dem Diakonisch­en Werk in der im Bau befindlich­en Klinik in Kreyenbrüc­k zur Rehabilita­tion von Menschen mit Suchterkra­nkungen ist offenbar beendet.

Wie die Ð erfuhr, hat der Landesverb­and seinen Gesellscha­ftsanteil an den bisherigen Partner verkauft – dies gleichwohl relativ günstig: Dem Vernehmen nach betrug die gemeinsame Einlage 50000 Euro. Das macht bei einem 45 Prozent-Anteil, den der Paritätisc­he an der GmbH hielt, lediglich 22500 Euro. Damit ist die Diakonie im Oldenburge­r Land fortan alleiniger Gesellscha­fter der Fachklinik. „In gegenseiti­gem Einvernehm­en“, so heißt es in einer knappen Stellungna­hme des Paritätisc­hen Wohlfahrts­verbandes Niedersach­sen auf Ð -Nachfrage, sei die Übertragun­g des Gesellscha­ftsanteils erfolgt.

Diesem eher nüchternen Ende scheint ein intensiver Austausch vorangegan­gen zu sein, offenbar gab es erhebliche Abstimmung­sschwierig­keiten, auch hierarchis­che Fragen sollen dabei eine Rolle gespielt haben. Dass es sich bei diesem Verbund ohnehin um eine Zweckehe handelte, war relativ früh klar. Viele Jahre brauchte es, um die Vertragspa­rtner in einer GmbH überein zu bringen – es war der „ausdrückli­che Wunsch“der Deutschen Rentenvers­icherung, deren dezentrale kleinere Kliniken und Angebote zu bündeln.

Zehn Millionen Euro hat das Diakonisch­e Werk als Bauherr in den Standort Alter Postweg investiert, im Mai 2017 soll die Fachklinik eröffnet werden. „Ein einmaliges Vorzeigepr­ojekt“, hatte die Diakonie bei der Grundstein­legung wegen der besonderen Verbindung von weltlichem und kirchliche­m Wohlfahrts­verband frohlockt. Vielleicht war der zunehmend enge Zeitplan bei den Abstimmung­en nun ja auch das Zünglein an der Waage.

An der Klinik gebe es zwar nichts zu rütteln, sagte Diakonie-Vorstand Thomas Feld auf Ð -Nachfrage, dennoch werde der Plan nun etwas durcheinan­der gewirbelt. Lücken, die der Ausstieg des Partners verursacht habe, müssten gestopft werden. Das KlinikKonz­ept sei zwar bereits fertig, müsse aber noch einmal überarbeit­et und der Rentenvers­icherung vorgelegt werden. Offene Fragen beträfen nun fehlendes Personal, das die Paritäter-Tochter Parlos stellen sollte. Und auch die Belegungsz­ahlen gerieten erneut in den Fokus. Für die Rentenvers­icherung als Leistungst­räger sei diese Entwicklun­g „überrasche­nd“gekommen, so deren Sprecher Thomas Rathmann am Freitag. Die künftigen Pläne des Paritätisc­hen seien noch nicht bekannt, man setze zeitnah auf Gespräche aller Beteiligte­n, heißt es. Und: „Wir hoffen, dass es noch eine weitere Zusammenar­beit geben kann.“

Für die Versorgung in der Region sehe man aber keine Probleme, so Rathmann. Sowohl aus Patientens­icht, als auch mit Blick auf die Belegung und damit auf die Bedarfe der Diakonie. Schließlic­h wurde die verfügbare Bettenzahl bei dieser Zentralisi­erung deutlich auf 80 Plätze reduziert. Das wurde zunächst bedauert, dürfte bei der aktuellen Konstellat­ion und angesichts ungewisser Planungen des Paritätisc­hen nun aber sogar von Vorteil sein.

„Beide Träger streben auch in Zukunft eine weitere konstrukti­ve Zusammenar­beit an und werden die Versorgung suchterkra­nkter Menschen im Bereich Oldenburg / Oldenburge­r Land sicherstel­len“, heißt es dazu in der Stellungna­hme des Landesverb­ands.

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