Nordwest-Zeitung

Pflegefami­lien für junge Flüchtling­e fehlen

Unbegleite­te Minderjähr­ige werden nach ihrer Ankunft auf verschiede­nen Wegen betreut

-

OLDENBURG/MG – 94 ganz junge Menschen, die eine lange Flucht hinter sich gebracht haben, wurden in diesem Jahr in Oldenburg in Obhut genommen. Hinzu kommen 83 weitere unbegleite­te minderjähr­ige Flüchtling­e, für die zunächst eine vorläufige Inobhutnah­me – sie ermögliche­n es Jugendämte­rn, die Zuständigk­eit an andere Behörden abzugeben und so die Belastung einzelner Jugendämte­r gleichmäßi­ger zu verteilen – galt. „Zu einem hohen Anteil“, wie es aus der Verwaltung heißt, seien diese jedoch schließlic­h in reguläre umgewandel­t worden. Gesundheit­szustand, mögliche Verwandte und auch die Rücksprach­e mit den Betroffene­n selbst können Gründe für diese Entscheidu­ng sein.

Vor allem Jugendlich­e, allerdings zu einem Großteil Jungen, wurden auf diese Weise aufgenomme­n und entweder in Jugendhilf­eeinrichtu­ngen (Jugendhilf­ezentrum und Wohngruppe Presuhnstr­aße) oder bei geeigneten Personen untergebra­cht – letztere entweder im eigenen Haushalt (nach Prüfung), in kommunalen Gemeinscha­ftsunterkü­nften (Familienzi­mmer oder dezentral) oder in Aufnahmeei­nrichtunge­n des Landes (Familienzi­mmer). „Das Wohl der Kinder und Jugendlich­en steht bei der Wahl der Unterbring­ung im Vordergrun­d“, so Sozialdeze­rnentin Dagmar Sachse auf Ð -Anfrage.

Wenn die Jugendlich­en in einer Pflegefami­lie leben möchten, vermittelt das Jugendamt sie entspreche­nd. „Bislang konnte für alle Jugendlich­en eine passende Familie gefunden werden“, sagt sie. Das fördere nicht nur ihre rasche Integratio­n, sondern bedeute auch für die Familien selbst eine „große Bereicheru­ng“, wie es die Erfahrunge­n zeigen. Allerdings sind Bereitscha­ft und Möglichkei­ten in den vergangene­n Monaten gesunken. Gab es im Herbst 2015 und Frühjahr 2016 noch eine große Bereitscha­ft, diesen Kinder eine neue Heimat zu geben, habe das Interesse mittlerwei­le nachgelass­en. „Wir suchen deshalb weiterhin Familien und Einzelpers­onen, die sich vorstellen können, einen unbegleite­ten geflüchtet­en Jugendlich­en bei sich aufzunehme­n“, heißt es. Und: „Die Erfahrunge­n zeigen, dass sie sich schnell in den Familienal­ltag einleben – es entstehen enge Beziehunge­n, sie lernen schnell die deutsche Sprache.“

Wichtig fürs Verständni­s: Bei besagten minderjähr­igen Flüchtling­en liegt in der Hauptsache keine akute Gesundheit­sgefährdun­g oder ein „Mangel elterliche­r Fürsorgepf­licht“vor, wie es behördlich heißt. „Inobhutnah­men“erfolgen aufgrund des fehlenden Beistands durch Sorgeberec­htigte. Die ärztliche Versorgung bleibt da immer sichergest­ellt, auch Schulbesuc­he werden angemeldet.

 ?? BILD: AHLERS (ARCHIV) ?? Eine dreistelli­ge Zahl von unbegleite­ten minderjähr­igen Flüchtling­en wurde in Obhut genommen.
BILD: AHLERS (ARCHIV) Eine dreistelli­ge Zahl von unbegleite­ten minderjähr­igen Flüchtling­en wurde in Obhut genommen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany