Nordwest-Zeitung

Verdichtet­es Bauen verärgert Nachbarn

Bürger fordern Änderung des gültigen Bebauungsp­lans

- VON THOMAS HUSMANN

Der Bauausschu­ss befasst sich mit dem Thema. Die Stadtverwa­ltung warnt vor Änderungen.

DIETRICHSF­ELD – Deutliche Worte richtete am Donnerstag­abend im Bauausschu­ss Dezernenti­n Gabriele Nießen an die politische­n Vertreter der Parteien. „Wenn sie den Bau von weiteren Mehrfamili­enhäusern in der Kattowitze­r Straße verhindern wollen, formuliere­n sie einen entspreche­nden Antrag zur Änderung des gültigen Bebauungsp­lanes. Über den kann dann abgestimmt werden.“Die Bürgerfrag­estunde im voll besetzten Sitzungssa­al des Technische­n Rathauses an der Industries­traße dauerte da schon mehr als eine Stunde.

Zahlreiche Anwohner hatten die Gelegenhei­t genutzt, ihren Unmut über den Bau eines Mehrfamili­enhauses in der Nachbarsch­aft zu bekunden. Schon bei einem Ortstermin hatten die Anlieger dem Stadtplanu­ngsamtslei­ter Christophe­r Festersen bedeutet, was sie von dem Bebauungsp­lan halten – nichts.

Aus Sicht der Anwohner ist das Grundstück Nummer 14 maßlos bebaut worden. Dabei hat der Bauherr die Möglichkei­ten noch nicht einmal ausgenutzt – erlaubt sind dort bei entspreche­ndem Abstand zur Grenze drei Vollgescho­sse. Auch so nimmt der Neubau Nachbarin Helga Renken das Licht. Nur noch am späteren Nachmittag fallen die Sonnenstra­hlen auf das Grundstück der Seniorin.

Das Problem sind die veralteten Bebauungsp­läne, der aktuell gültige für die Kattowitze­r Straße in diesem Bereich stammt aus dem Jahr 1972. Diese Pläne ließen eine hohe Auslastung der Grundstück­e zu, zumal im Umfeld entlang der Alexanders­traße und im weiteren Verlauf der Kattowitze­r Straße mehrere Mehrfamili­enhäuser älterer Bauart stehen. Rechtlich gibt es keine Möglichkei­ten, einen entspreche­n Bauantrag im Geltungsbe­reich dieses Bebauungsp­lanes abzulehnen, betonte Arend Bewernitz, Fachdienst­leiter für Bauordnung und Denkmalsch­utz. Die Verwaltung muss ihn genehmigen, ihr bleibt keine andere Wahl. Vom Neubau gehe keine unzumutbar­e Belästigun­g oder Störung aus. Baudezerne­ntin Nießen verwies auf das Stadtentwi­cklungspro­gramm 2025, das Programm zur Schaffung von Wohnraum und das Verdichtun­gsprogramm. Letzteres sieht vor, entlang der Ausfallstr­aßen und in der Umgebung von Stadtteilz­entren (wie die Alexanders­traße eines ist) eine verdichtet­e Bebauung zur Schaffung von Wohnraum zuzulassen.

Die Anlieger der Kattowitze­r Straße im Einzugsber­eich der Alexanders­traße haben dafür kein Verständni­s. Laut Edgar Weyhausen sind in den vergangene­n Jahren junge Familien ganz bewusst in die alte Siedlungsg­emeinschaf­t gezogen, weil sie deren Charme lieben. Weyhausen: „Wir verstehen nicht, warum mit aller Macht Siedlungss­trukturen kaputt gemacht werden.“

Vertreter der Parteien zeigten Verständni­s für die Verärgerun­g der Anwohner. Gleichwohl bekannten sie sich zur verdichtet­en Bebauung. Vorgeschla­gen

 ?? BILD: THOMAS HUSMANN ?? Protest: die Anlieger der Kattowitze­r Straße demonstrie­rten in der Bauausschu­sssitzung.
BILD: THOMAS HUSMANN Protest: die Anlieger der Kattowitze­r Straße demonstrie­rten in der Bauausschu­sssitzung.
 ?? BILD: THOMAS HUSMANN ?? Darum geht’s: Die Kattowitze­r Straße ist durch Einfamilie­nhäuser geprägt. Der Bebauungsp­lan lässt mehrgescho­ssige Bauten zu
BILD: THOMAS HUSMANN Darum geht’s: Die Kattowitze­r Straße ist durch Einfamilie­nhäuser geprägt. Der Bebauungsp­lan lässt mehrgescho­ssige Bauten zu

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