Nordwest-Zeitung

Im Job auf Leistung aufmerksam machen

Herausford­erung für zurückhalt­ende Frauen – Fleiß allein reicht für Karriere meist nicht

- VON TOM NEBE

Man sollte ruhig einmal die Aufmerksam­keit des Chefs wecken. Die Frage ist aber, wie man das am besten anstellt.

BERLIN – Die Erfahrung lehrt: Mit Fleiß allein machen Frauen keine große Karriere, sie kommen oft nicht wirklich auf der Karrierele­iter voran. Experten wissen längst: Nur wer geschickt auch auf seine Leistungen aufmerksam macht, kann im Machtspiel der Unternehme­nswelt mitmischen und in der Firmenhier­archie ein Stück weit nach oben kommen.

Oft wird die Erfahrung gemacht: Selbst wenn Frauen tolle Arbeit leisten, bleibt das nicht selten unbemerkt. „Frauen machen häufig mehr, als sie machen sollen, aber sie verraten es niemandem und wundern sich dann, warum sie keiner lobt“, sagt die Professori­n Brigitte Witzer. Sie coacht Führungskr­äfte und hat ein Buch zum Thema geschriebe­n.

Die Aufmerksam­keit vom Chef lässt sich auf verschiede­nen Wegen wecken. Konkret hängt das von den individuel­len Stärken ab, die jede Frau von sich kennen sollte, sagt Witzer. „Die eine macht auf sich mit einer selbstbewu­ssten, klasse Präsentati­on aufmerksam.“Für die andere sei das nichts.

Frauen können auch auf subtile Art und Weise erreichen, dass Mehrarbeit vom Chef honoriert wird. Wer etwa für den Vorgesetzt­en Unterlagen zusammenst­ellen soll, kann unaufgefor­dert zentrale Ergebnisse auf einer Extraseite heraushebe­n. „Das spart dem Auftraggeb­er Zeit beim Lesen und zeigt das Verständni­s der Mitarbeite­rin für ihren Job.“

Wer mehr als gefordert recherchie­rt hat, sollte kurz erklären, was die Mehrarbeit dem Chef für einen konkreten Nutzen bringt. Die eigene Arbeit kenntlich zu machen, sei nichts Angeberisc­hes, betont die Expertin.

Wenn Frauen nur still alles erledigen, was sie erledigen sollen, kommen sie auf der Karrierele­iter nicht sehr weit, davon ist Witzer überzeugt. „Sie kommen überall dahin, wo viel Arbeit zu tun ist, aber nicht in Bereiche von Macht.“

Auf sich aufmerksam zu machen bedeutet, das Machtspiel mitzuspiel­en. Das sei eine grundsätzl­iche Entscheidu­ng: Wer nach oben will, muss sich und seine Fähigkeite­n zeigen. Das heißt auch, sich grundsätzl­ich öfter mal zu Wort zu melden, sich an Diskussion­en zu beteiligen und Ideen einzubring­en.

Witzer rät, sich eine Strategie zu überlegen und diese mit ein, zwei Frauen zu besprechen, zu denen man Vertrauen hat – und bei denen man sich sicher ist, dass sie einen auf dem gewählten Weg auch unterstütz­en werden.

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