Warum nicht?
Er ist Chefdiplomat der Republik und Favorit der Deutschen für die Nachfolge von Joachim Gauck als Bundespräsident. Kein anderer aktiver Spitzenpolitiker verfügt – von der Kanzlerin abgesehen – über mehr Erfahrung auf dem internationalen Parkett als er. Warum also nicht Frank-Walter Steinmeier?
Natürlich ist es richtig, nach klugen Philosophen, Juristen, Kirchenleuten oder Wissenschaftlern zu suchen, die das höchste Staatsamt ausfüllen könnten und dabei sowohl für die Union als auch für die Sozialdemokraten wählbar wären. Aber wenn sich da erkennbar niemand aufdrängt und auch keine vernünftige rot-rot-grüne Option in Sicht ist, wäre es aus Sicht der SPD ein Fehler, nicht auf Steinmeier zu setzen.
Bisher scheute der Außenminister allerdings das Risiko. Hätte Gabriel inzwischen nicht dessen grundsätzliches Einverständnis für die Kandidatur erhalten, könnte die Sache leicht nach hinten losgehen. Auch wenn sich der SPDChef ein Hintertürchen auflässt und mit der Union noch über andere Kandidaten sprechen will: Dass Steinmeier im Februar in der Bundesversammlung antritt, ist nun sehr viel wahrscheinlicher geworden.
Die Genossen setzen Angela Merkel jedenfalls stark unter Zugzwang: Entweder jemanden zu präsentieren, der doch noch zum GroKo-Kandidaten werden könnte, oder eben einen Gegenvorschlag zu machen, sei es mit den Grünen oder eben einen reinen Unionskandidaten. Steinmeier gegen Wolfgang Schäuble, Ursula von der Leyen oder doch Norbert Lammert – das verspricht Spannung.
Die Entscheidung würde nach menschlichem Ermessen erst im dritten Wahlgang fallen. Aber ein Duell zweier profilierter Parteipolitiker der Koalition, die sich Unterstützer außerhalb des Regierungslagers suchen müssten, hätte allergrößten Reiz.